Gold und Bronze für Deutschland bei der Laser Radial-Jugendweltmeisterschaft

Vor Medemblik verteidigte Hannah Anderssohn (Warnemünder Segel-Club) in zwei packenden Finalrennen die Führung vor der Olympiateilnehmerin und amtierenden Jugend-Weltmeisterin Dolores Moreira Fraschini aus Uruguay. Mit Laura Schewe vom Kieler Yacht-Club und Julia Büsselberg vom Verein Seglerhaus am Wannsee erreichten zwei weitere deutsche Seglerinnen Top 10-Plätze bei der Laser Radial-Jugendweltmeistschaft. Nico Naujock gewann Bronze in der U17-Wertung.

Hannah Anderssohn setzte sich bei der Laser Radial-JWM gegen starke internationale Konkurrenz durch. Foto: Tom Touw
Hannah Anderssohn setzte sich bei der Laser Radial-JWM gegen starke internationale Konkurrenz durch. Foto: Thom Touw

Als Hannah Anderssohn beim letzten Finalrennen der Laser Radial-Jugendweltmeisterschaft die Ziellinie überquerte, wusste sie noch nicht, ob sie jubeln durfte oder nicht. Mit dem Wissen, die Silbermedaille sicher zu haben, war die 17-Jährige in die beiden entscheidenden Wettfahrten gestartet. „Die genauen Punktabstände wollte sie lieber nicht wissen“, sagte Laser Radial-Juniorentrainerin Franziska Goltz. In den zwei Finalrennen hieß es, die Nerven und ein gutes Auge für den Wind zu bewahren; „die Luvtonne lag eng unter Land, mit entsprechenden 10- bis 15-Grad Drehern“. Das erste der Finalrennen beendete Hannah Anderssohn auf dem dritten Platz und zeigte ihrer unmittelbaren Konkurrentin, der Uruguayerin Dolores Moreira Fraschini, das Heck. Im entscheidenden Finalrennen bewies die 17-Jährige, die am Bundesstützpunkt in Kiel-Schilksee zur Schule geht und trainiert, starke Nerven und ließ sich auch von Fraschinis Führung nicht aus der Ruhe bringen: Mit zwei Punkten Vorsprung sicherte sich Hannah Anderssohn ihre erste WM-Goldmedaille! Als die Trainerin ihr die Gewissheit überbrachte, „da ist Hannah schon ein bisschen ausgerastet“, so Franziska Goltz.

Julia Büsselberg dominierte die Qualifikationssere der Laser Radial-JWM. Foto: Thom Touw
Julia Büsselberg dominierte die Qualifikationsserie der Laser Radial-JWM. Foto: Thom Touw

In den Qualifikationsrennen, die von mittleren, drehenden Winden und der typischen kurzen IJsselmeer-Welle geprägt wurden, dominierte Julia Büsselberg das Feld. Die Berlinerin, ebenfalls 17 Jahre alt, segelte ausschließlich Top Ten-Plätze. Ein „Ausrutscher“ – Platz 44 – und drei weitere Final-Platzierungen außerhalb der besten Zehn kosteten Julia Büsselberg schließlich den Podiumsplatz, sie belegte WM-Gesamtrang sieben. Bei stärkeren Winden hat die eher zierliche Seglerin noch körperliche Nachteile – dass sie an die Weltspitze gehört, demonstrierte sie in Medemblik aber eindrucksvoll. Erst Ende 2016 war Julia Büsselberg nach einer erfolgreichen Zeit im Laser 4.7 (u. A. U16-Weltmeisterin 2015) in den Radial umgestiegen.

Über ihre erste Top Ten-Platzierung bei einer Weltmeisterschaft durfte sich Laura Schewe vom Kieler Yacht-Club freuen: Mit einem zweiten und einem 14. Platz in den Finals erkämpfte sie sich Gesamtplatz fünf – trotz eines kapitalen Streichers in Folge einer Jury-Strafe in der Quali-Phase. „Ich bin mit Lauras Leistung sehr zufrieden“, bilanzierte ihre Trainerin Franziska Goltz. „In Medemblik ist es ihr gelungen, konstant gute Einzelergebnisse zu segeln. An dieser Konstanz wollen wir jetzt arbeiten.“ Mit zwei sechsten Plätzen in der Gold Fleet zeigte zudem Vanessa Gregor vom Remscheider Segelyachtclub eine gute Performance, die der 17-Jährigen aus der Jugend-Nationalmannschaft eine Platzierung in den Top 20 einbrachte. Zum Saisonende wechselt Vanessa Gregor an den Bundesstützpunkt Kiel.

Bester männlicher Deutscher bei der Laser Radial-Jugendweltmeisterschaft wurde Nico Naujock mit Rang 34. Der 16-Jährige vom Wassersportverein 1921 e.V. errang in der U17-Wertung im Schluss-Spurt die Bronzemedaille. „Nico ist nach seinem U17-Sieg bei der Jugend-EM in Gdynia mit hohen Erwartungen in das Event gegangen“, sagte Olaf Koppin, Trainer am Bundesstützpunkt Berlin, „doch die Leistungsdichte in einem Feld von 280 Startern war sehr hoch. Nico hat aber nicht aufgegeben und gekämpft bis zum Schluss, was ihm die Bronzemedaille eingebracht hat. Insgesamt ist er eine super Saison gesegelt.“ Sehr zufrieden zeigte sich Koppin mit der Leistung von Justin Barth (Berliner Yacht-Club), der in der U17-Wertung auf den achten Platz kam. Bis zu den Finalrennen lag Barth noch auf Kurs U17-Bronze, doch bei stärkerem Wind hat der recht leichte Segler noch Speed-Nachteile. „Auch Justin hat gekämpft bis zum Schluss. Für ihn ist es die erste Saison im Laser Radial. Dass er es hier in die Gold Fleet geschafft hat, ist eine tolle Leistung.“

In der U17-Wertung der Frauen segelte Lina Kristin Fischer auf Platz vier. Das Nachwuchstalent vom  Seglerverein Großenheidorn wird ab der kommenden Saison in der Junioren-Gruppe am Standort Kiel trainieren. Mit Theresa Wierschin (ASVG, 6. Platz), Ellen Wittenberg (SV 03, 7. Platz), Katharina Schoch (SSC, 8. Platz) und Florence Permantier (SKBUE, 9. Platz) waren die deutschen Laser Radial-Seglerinnen in der U17-Wertung stark vertreten.

Laser Radial-Jugendweltmeisterschaft – deutsche Top 20:

Damen:
1. Hannah Anderssohn (WSC), 25 Punkte
2. Dolores Morira Fraschini (URU), 27 Punkte
3. Charlotte Rose (USA), 37 Punkte
5. Laura Schewe (KYC), 57 Punkte
7. Julia Büsselberg (VSAW), 79 Punkte
18. Vanessa Gregor (RSC), 119 Punkte

Damen U17:
1. Matilda Nicholls (GBR), 84 Punkte
2. Ana Moncada Sánchez (ESP), 115 Punkte
3. Eve McMahon (IRL), 190 Punkte
4. Lina Kristin Fischer (SVG), 206 Punkte
5. Theresa Wierschin (ASVG), 223 Punkte
7. Ellen Wittenberg (SV03), 252 Punkte
8. Katharina Schoch (Stuttgarter Segel-Club), 255 Punkte
9. Florence Permantier (SKBUE), 275 Punkte

Herren:
1. Dimitris Papadimitriou (GRE), 32 Punkte
2. Matias Dietrich (ARG), 59 Punkte
3. Nicholas Bezy (HKG), 60 Punkte

Herren U17:
1. Josh Armit (NZL), 60 Punkte
2. Zac Littlewood (AUS), 101 Punkte
3. Nico Naujock (WSV 1921), 176 Punkte
8. Justin Barth (BYC), 213 Punkte