Die Shooting Stars: Tim Fischer & Fabian Graf (49er)

In einem Boot seit 2004: Tim Fischer und Fabi Graf. Foto: DSV/Lars Wehrmann
In einem Boot seit 2004: Tim Fischer und Fabi Graf. Foto: DSV/Lars Wehrmann

Sie sind von Leichtwindspezialisten zu starken Allroundern gereift und haben mit dem dritten Platz beim World Cup im Olympiarevier bewiesen, dass ihre WM-Bronzemedaille 2018 ganz und gar kein Zufall war: Tim Fischer und Fabian Graf sind zwar die jüngste deutsche 49er-Crew mit olympischen Ambitionen, agieren aber auf Augenhöhe mit den Top-Teams.

Der 24-jährige Steuermann und sein 23-jähriger Vorschoter trainieren in Regie von Max Groy. Der erfahrene Trainer, selbst ehemaliger Europameister und Olympiateilnehmer im 49er, sagt: „Tim und Fabi ergänzen sich hervorragend.“ Der analytische Steuermann Fischer bildet mit seinem eher extrovertierten und mit viel Bootsgefühl ausgestatteten „Dynamo“ Fabi Graf ein ideales Duo. Gemeinsam arbeiten sie seit 2014 im Skiff am Aufstieg in die Weltspitze.

Für ihr Team können sie sich keine bessere Bootsklasse vorstellen. „Der 49er ist dynamisch, dazu super anspruchsvoll für Körper und Kopf, da man das Boot ständig bei hoher Geschwindigkeit einstellen und balancieren muss. Dazu gilt es noch, den besten Wind auf dem Kurs und damit den besten Weg über den Kurs zu finden“, erklärt Fabian Graf die Herausforderungen. Fischer bringt es auf den Punkt: „Der 49er fordert die diversesten Fähigkeiten eines Seglers.“ Der gebürtige Baden-Württemberger ist mit sieben Jahren im Yachtclub Ludwigshafen Bodensee im Optimisten durchgestartet, Fabian Graf im Seglerverein Rahnsdorf auf dem Müggelsee schon im Alter von sechs Jahren. Beide haben ihr Handwerk also auf Binnenrevieren erlernt. Wie so viele erfolgreiche Segler verdanken auch sie ihren Familien, den früheren Vereinen und Trainern viel, zählen heute als Mitglieder im Norddeutschen Regatta Verein und im Verein Seglerhaus am Wannsee zu den strahlenden Botschaftern des olympischen Segelsports. „Ohne die richtigen Leute bleibt man nicht dran“, weiß Fabian Graf.

„Höre niemals auf zu arbeiten“

Enoshima, Round one of the 2020 World Cup Series. © Pedro Martinez / Sailing Energy / World Sailing 31 August, 2019.

Tim Fischer definiert sein Ziel klar: „Ich möchte der beste Segler in meiner Bootsklasse sein. Dazu gehört eine olympische Medaille.“ Was es dafür zu tun gilt? Fischers Motto gibt die Antwort: „Höre niemals auf zu arbeiten, bevor du dein gestecktes Ziel nicht erreicht hast.“ Als Shooting Stars des vergangenen Jahres werden Fischer/Graf die beiden anderen starken deutschen 49er-Teams in der nationalen Ausscheidung fordern. Ihren „Benjamin-Status“ haben sie abgestreift, sind inzwischen Teil des aktuellen Dreigestirns am deutschen 49er-Himmel.

Um diese breite Spitze in der deutschen Paradedisziplin 49er werden sie international beneidet: Neben Fischer/Graf kämpfen auch Justus Schmidt/Max Boehme (Europameister 2015, Fünfte der olympischen Testregatta 2019) und Erik Heil/Thomas Plößel (Bronze Olympische Spiele 2016) um das Olympia-Ticket.

Die dreiteilige Ausscheidung beginnt Anfang Dezember mit der 49er-Weltmeisterschaft in Neuseeland, wird im Februar 2020 mit der Weltmeisterschaft im australischen Geelong fortgesetzt und endet mit der Trofeo Princesa Sofía auf Mallorca. Das innerdeutsche Kräftemessen wird von den Seglern, Trainern und Experten mit großer Spannung erwartet. Tim Fischer und Fabian Graf bringen neben ihrem jüngsten Weltcup-Bronze-Erfolg vor Enoshima ein Zusatzpolster mit, denn sie wissen: „Es kann ein langer Prozess sein, sich für Olympische Spiele zu qualifizieren. Wir könnten auch bis 2024 weitermachen.“

Was nicht bedeutet, dass sie nicht schon in dieser Ausscheidung Vollgas geben werden. Hochmotiviert sind Tim Fischer und Fabian Graf von den Aussichten auf das japanische Olympia-Revier. „Es liegt uns wie kein anderes, da wir sehr vielfältig aufgestellt sind und in verschiedensten Bedingungen performen können. Besonders bei Schwell“, erklärt Fischer. Ein zusätzlicher Hinweis kommt von Fabi Graf: „Man muss im Revier von Enoshima mit den Fischernetzen aufpassen. Ansonsten ist es auch nur ein Segelrevier, das vielleicht ein bisschen vielfältiger ist als normal.“

Grafs Medaillentipp: zweimal Edelmetall für die Segelnationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 2020. Tim Fischer steckt den Erwartungsrahmen weiter, sagt: „Von einer Pflichtmedaille bis zu viermal Edelmetall ist alles möglich.“ Auch Tim Fischer und Fabian Graf sind ein Team, das zum Durchbruch der DSV-Flotte vor Enoshima beitragen will.

Steckbrief Tim Fischer

Position: Steuermann

Bootsklasse: 49er

Geboren: 21. Dezember 1994

Geburtsort: Herrenberg

Wohnort: Kiel

Verein: Norddeutscher Regatta Verein

Trainer: Max Groy

Als Crew in einem Boot seit: 2014

Größe: 1,80 Meter

Gewicht: 80 Kilogramm

Beruf: Sportsoldat, Master in BWL (CAU Kiel)

Sponsoren und Partner: Salzbrenner Würstchen, Fleischgroßmarkt Hamburg, Mattfeld, Optik Martin, Bundeswehr, Team Hamburg, Deutsche Sporthilfe, NRV Olympic Team, Wienholt, BeRiTec

Steckbrief Fabian Graf

Position: Vorschoter

Bootsklasse: 49er

Geboren: 31. März 1996

Geburtsort: Wiesbaden

Wohnort: Kiel

Verein: Verein Seglerhaus am Wannsee

Trainer: Max Groy

Als Crew in einem Boot seit: 2014

Größe: 1,77 Meter

Gewicht: 78 Kilogramm

Beruf: Student Wirtschaftsingenieurswesen Elektro- und Informationstechnik

Sponsoren und Partner: Verein Seglerhaus am Wannsee, OSP Berlin, German Sailing Team (DSV), Deutsche Sporthilfe