Jan Vöster aus dem Perspektivkader des German Sailing Team hat bei der Formula-Kite-Weltmeisterschaft vor Sardinien sein bisher beste Ergebnis erreicht. Der 21-Jährige Kiter vom Württembergischen Yacht-Club kam bei der Weltmeisterschaft bis ins Viertelfinale und wurde Achter in einem international stark besetzten Feld.

DSV-Cheftrainer Dom Tidey hat die Top-Kiter des German Sailing Teams um Trainer Aleksei Chibizov in der WM-Woche auf dem Wasser und an Land begleitet. Sein Fazit: „Jan kann sehr stolz auf seine Leistung und seine massiven Fortschritte sein. Er hat seinen Plan für die Woche perfekt ausgeführt, war superkonstant und supersolide. Jetzt muss er als nächstes lernen, dass er da hingehört und es auch verdient hat, dort zu sein.“
Im vergangenen Jahr noch 31. bei der Formula-Kite-Weltmeisterschaft in Hyères agierte Jan Vöster im nacholympischen Jahr nach viel intensiver Winterarbeit mit Kite-Coach Aleksei Chibizov, seinem erfahrenen Teamkameraden Jannis Maus und dem neuseeländischen Sparring-Partner Lukas Walton-Keim auf Augenhöhe mit den Besten.
Mit Downwind-Dominanz ins Viertelfinale
In den 19 Rennen bis zum Viertelfinale holte Jan Vöster sieben Top-Fünf-Ränge und beeindruckte vor allem mit starkem Downwind-Speed. „Ich bin happy, mega zufrieden und auch echt stolz auf das Ergebnis“, sagte der U21-Vizeweltmeister von 2024 am Sonntagnachmittag in Quartu Sant’Elena auf Sardinien.
Auch das Viertelfinale hatte Jan Vöster – als einziger mit einem 15er-Kite unterwegs, während die Konkurrenten Benoit Gomez (FRA), Vojtech Koska (CZE) und Jan Marciniak (POL) auf die etwas kleineren 11er-Kites gesetzt hatten – mit rasendem Vorwindspeed stark eröffnet. „Es hat mega viel Spaß gemacht, das erste Mal bei den Herren dieses Format mitfahren zu können“, sagte Jan Vöster über seine Finalpremiere im olympischen Feld.
Falsche Entscheidung, wertvolle Erfahrung
Sein Potenzial zeigte Jan Vöster im Viertelfinale noch einmal, als er auf dem ersten Downwind von der Top-Marke bis zur Leetonne von Position drei an die Spitze donnerte. Danach aber zahlte er für die mutige Wahl des großen Kites: „Es wurde auf der zweiten Kreuz doch sehr hart, weil der 15er da schon gut angepowert und die Elfer ein bisschen schneller unterwegs waren. Ich bin dann ein bisschen früher rausgefahren, um nicht von den anderen beiden geschluckt zu werden. Das war die falsche Entscheidung.“

Warum das so war, erklärte Jan Vöster auch: „Es gab viele Dreher auf dem Kurs. Da hat mich die Wende ein paar Meter früher ganz schön hart erwischt. Die anderen beiden sind ein bisschen weitergefahren, hatten einen schönen Lift zur Tonne. Da habe ich es dann verloren, leider. Da konnte auch der Downwind mit dem größeren Kite nichts mehr retten. Das sind so Entscheidungen, die man mit etwas mehr Abgebrühtheit vielleicht anders trifft. Das nehme ich als Erfahrung mit. Ebenso den großartigen Support meiner Trainingsgruppe.“
Eine Trainingsgruppe, Stärke für alle
Jan Vöster weiß, was er als jüngster Neuzugang seiner Trainingsgruppe zu verdanken hat, sagt: „Jannis und Lukas hatten sich schon gemeinsam auf die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr vorbereitet, waren da schon Trainingspartner. Ich bin im Winter mit reingekommen. Das Training war klasse! Wir sind alle ähnlich vom Speed her und damit sehr effektiv. Ich konnte so gut aufschließen, dass ich auch vorne fahren kann. Wir ergänzen und pushen uns total gut. Dabei ist die Arbeitsatmosphäre effizient und progressiv.“
Dass er von der Erfahrung des Olympia-Fünften Jannis Maus profitieren kann, sieht Jan Vöster als großen Gewinn. Für ihn schließt sich damit ein Kreis, denn es war Jannis Maus, bei dem Jan Vöster im Herbst 2018 ein Kite-Camp auf Fehmarn erlebte, das ihn zum leistungsorientierten Regattasport brachte. Jan Vöster hatte damals gerade das Foilen gelernt, Jannis Maus verhalf ihm zu Flysurfer-Rennkites. „Jannis ist einer derjenigen, die mir geholfen haben, in den Rennzirkus zu kommen und Rennen zu fahren. Er war von Beginn an wie auch Flo Gruber ein Vorbild für mich. Jetzt auf Augenhöhe Wettkämpfe mit Jannis bestreiten zu können, das ist ein mega Gefühl.“
Olympia-Fünfter Jannis Maus unter Wert geschlagen
Auch Jannis Maus vom Verein Cuxkiters hatte bei der WM um einen Finalplatz kämpfen wollen. Der 29 Jahre alte Oldenburger, im vergangenen Jahr neben Leonie Meyer erfolgreichster deutscher Akteur der Olympiasegler in der Bucht von Marseille, teilt seine Zeit in diesem Jahr noch zwischen der Doktorarbeit und dem Kitesport auf. Er war stark in die WM eingestiegen, hatte aber in der zweiten Halbzeit eine Serie unglücklicher Tangles und weiterer Situationen wegzustecken, die er nicht selbst verursacht hatte. Als WM-Vierzehnter musste sich Jannis Maus unter Wert geschlagen geben.

„Es lief phänomenal schlecht, ich bin sehr enttäuscht, weil wir so viel trainiert und ein sehr gutes Gefühl hatten“, sagte Jannis Maus. Ob er von einem Konkurrenten ohne Vorfahrt „abgeräumt“ wurde oder von ärgerlich verhedderter Ausrüstung gestoppt wurde: In der olympischen Disziplin Formula Kite gibt es für viele solcher Situationen keine Wiedergutmachung. „Da ist einiges Schlechtes zusammengekommen“, sinnierte Jannis Maus.
Die nächste WM-Chance kommt schnell
Auf die nächste Großchance müssen aber weder er noch die anderen Formula-Kiter warten, denn die Weltmeisterschaft 2026 findet bereits im Frühjahr statt. Dann wird mit den deutschen Kite-Assen wieder zu rechnen sein. WM-Gold der Männer holte in diesem Jahr Ricardo Pianosi (ITA) vor Maximilian Maeder (SGP) und Benoit Gomez. Bei den Frauen setzte sich Jessica Kampman (NED) gegen Daniela Moroz (USA) und Lauriane Nolot (FRA) durch.
Die Ergebnissen der Formula Kite Weltmeisterschaft 2025.