Drei Siege für das German Sailing Team in der olympischen Halbzeit der 128. Kieler Woche

Bei der 128. Kieler Woche haben die Aktiven der Segelnationalmannschaft in acht olympischen Disziplinen drei Siege geholt. In der 470er-Mixed-Flotte war das Podium am Ende trotz guter internationaler Beteiligung sogar von zwei GER-Teams besetzt. Den Kieler-Woche-Sieg holten Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) vor Simon Diesch/Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee).

Anastasiya und Malte Winkel jubelten über den gemeinsamen Kieler-Woche-Gewinn. Foto: Kieler Woche

Zwei 470er-Mixed-Teams auf dem Kieler-Woche-Podium

„Zuletzt haben 20 Tage Training im Olympiarevier von Marseille sehr viel gebracht“, erklärt Malte Winkel den merklichen Leistungsanstieg in der führenden deutschen 470er-Mixed-Gruppe. Das Basiscamp des German Sailing Teams ist wie jene von acht weiteren Nationen in guter Schlagdistanz zum Olympiarevier beim Yacht-Club Pointe-Rouge eingerichtet. Dafür hatte der Deutsche Segler-Verband sehr frühzeitig gesorgt, um seinen Aktiven dort jederzeit optimale Trainingsbedingungen bieten zu können. „Wir haben die beiden Coaches-Regatten dort und sogar ein kleines Preisgeld gewonnen“, berichtet Anastasiya Winkel von der zuletzt deutlich angestiegenen Leistungskurve ihrer neuen Crew, die sie mit ihrem Ehemann bildet. Für beide Winkels war es der erste Kieler-Woche-Sieg. „Es ist wunderschön, dass wir ihn gemeinsam holen konnten“, sagte Anastasiya Winkel.

Gearbeitet haben die erfahrenen 470er-Segler, die zuvor in rein männlichen oder rein weiblichen Konstellationen bereits viele Jahre olympisch aktiv waren, vor allem an der Kommunikation innerhalb ihrer neuen Teams. Malte Winkel sagte: „Abstimmung ist und bleibt neben vielen weiteren Aufgaben das Thema Nummer eins. Was mit meinem früheren Partner Matti Cipra in der Kommunikation Normalität geworden war, ist es jetzt nicht mehr. Auch Material, das früher gut und richtig für uns war, muss jetzt anders sein. Matti und ich haben beispielsweise einen relativ harten Mast gefahren. Das geht jetzt nicht mehr, das Set-Up hat sich mit den neu verteilten Kräften an Bord verändert.“ So und ähnlich sind alle gemischten 470er-Doppel im Neuaufbruch gefordert – die attraktive Olympiadisziplin bringt neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen für die Olympia-Kandidaten.

470er-Mixed-Steuerfrau Luise Wanser: „Gold bei Olympia ist das Ziel“

Diese Chancen wollen auch Simon Diesch und Anna Markfort ausloten. Sie testen sich als neues Team für eine gemeinsame Olympia-Kampagne. „Viel besser hätte es ja nicht laufen können“, sagte Anna Markfort lächelnd vor der Kieler-Woche-Siegerehrung, „von mir aus kann es losgehen.“ Die endgültige Entscheidung über das Weitermachen soll bald fallen. Simon Diesch sagte: „Wir haben jetzt den Einstieg gewagt. Es war eine traumhaft schöne Kieler Woche.“ Wie gut die besten deutschen 470er-Teams harmonieren, brachte Luise Wanser auf den Punkt, deren Team sich im Kampf um Platz drei den Schweden Dahlberg/Karlsson punktgleich geschlagen geben musste: „Vielleicht ist es neu, dass wir uns trotz der Konkurrenzsituation so gut verstehen. Aber wir kennen uns alle aus anderen Konstellationen schon lange und sind gemeinsam daran interessiert, dass Segeldeutschland bei Olympia Gold im 470er gewinnt. Das ist das Ziel.“

DSV-Sportdirektorin Stegenwalner: „Das war ein erfolgreiches Heimspiel“

Darüber und viele Themen mehr diskutierten die Mitglieder des German Sailing Teams bei der Kieler Woche ohne Masken und Beschränkungen in der DSV Lounge miteinander und auch mit DSV-Präsidentin Mona Küppers, die während der olympischen Halbzeit vor Ort war. Die Lounge wurde für die Nationalsegler zum Kieler-Woche-Heimathafen. „Das gesamte Team hat es genossen, sich bei dieser Kieler Woche endlich wieder ohne Auflagen begegnen zu können. Das hat fast zweieinhalb Jahre gefehlt“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner. Ihre Kieler-Woche-Bilanz: „Das war ein erfolgreiches Heimspiel mit schönen Siegen, guten Platzierungen und einer Aufbruchstimmung, die zwei Jahre vor den nächsten Olympischen Spielen genau das richtige Signal ist.“ Zum starken Auftritt der Aktiven in der gerade erst durchgestarteten neuen Olympia-Disziplin 470er-Mixed sagte Stegenwalner: „Da haben unsere Teams schon zu Saisonbeginn vor Palma und Hyères sowie auch bei den Coach-Regatten im kommenden Olympiarevier vor Marseille sehr gute Leistungen gezeigt. Das sieht zu diesem frühen Zeitpunkt sehr, sehr gut aus. Die Mixed-Konstellationen sind vielversprechend und ergeben insgesamt eine starke Gruppe, in der sich die Crews gegenseitig fördern und fordern.“

Aufgefallen ist nicht nur Nadine Stegenwalner, dass die iQFOiL-Felder der Männer und Frauen vor Kiel klein waren. Sie sagte: „Es ist dennoch toll, dass die Windsurfer in Kiel wieder dabei sind. Mit den Meldezahlen geht es hoffentlich in Zukunft weiter aufwärts, daran arbeiten die Kieler-Woche-Organisatoren mit der Klasse. Sebastian Kördel, Lena Erdil und ihre Teamkameraden haben den Kieler-Woche-Start gut genutzt. Und die neun Siege in Folge von Sebastian Kördel, die muss ihm auch in einem kleinen Feld erst einmal jemand nachmachen.“ Kördels Team- und Vereinskameradin Lena Erdil gewann die Kieler Woche im iQFOiL der Frauen. Kördel selbst musste sich im Finallauf Ethan Westera aus Aruba geschlagen geben. „Für die Zuschauer ist das so natürlich ein spannendes Format, in dem bis zum Schluss alles möglich ist“, sagte Kördel. Mit einem Augenzwinkern und Blick auf seine überragenden Ergebnisse bis zum Finallauf fügte er hinzu: „Da kann der Athlet schon mal auf der Strecke bleiben.“

Abschied und Aufstieg im 49erFX der Frauen

Gut gelaunter letzter Auftritt: Tina Lutz und Susann Beucke. Foto: www.segel-bilder.de

Abschied nahm bei dieser Kieler Woche das 49erFX-Silbermedaillen-Duo Tina Lutz und Susann Beucke. Sie sagten mit Platz sieben Arm in Arm auf Wiedersehen, wurden von ihren Familien, Freunden und Fans nach dem Zieldurchgang des letzten gemeinsamen Rennens mit Plakaten und viel Jubel verabschiedet. In der Skiffklasse der Frauen läuft der Generationswechsel. Marla Bergmann und Hanna Wille vom Mühlenberger Segel-Club verpassten das Medaillen-Finale als Elfte nur knapp. Den Kieler Woche-Sieg sicherten sich Sophie Steinlein und Thomas Plößel, denen damit ein kleiner Coup gelang. Die NRV-Nachwuchssteuerfrau hatte sich den Olympia-Star in der offen ausgeschriebenen 49erFX-Klasse spontan als Ersatzvorschoter ins Boot geholt, weil ihre Vorschoterin erkrankt war. „Ich habe sehr, sehr viel von ihm gelernt“, erzählte Steinlein vom außergewöhnlichen Einsatz. Thomas Plößel nutzte die Chance, um sich in studienbedingter Kieler-Woche-Abwesenheit seines Steuermanns Erik Heil auf die Weltmeisterschaft für 49er, 49erFX und Nacra 17 ab 31. August im kanadischen Halifax vorzubereiten.

In den olympischen Einhanddisziplinen ILCA 6 und ILCA 7 verpassten die besten deutschen Starter das Podium nur knapp. In Abwesenheit von Philipp Buhl konnte Nik Aaron Willim (Norddeutscher Regatta Verein) seine Spitzenposition nach Tag eins nicht ganz halten, beendete die Serie aber als Vierter im Aufwärtstrend. Die 22-jährige ILCA-6- Steuerfrau Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) wurde Fünfte.

128. Kieler Woche – ERGEBNISSE (mit allen deutschen Crews in den Top Ten)

49erFX
1. Sophie Steinlein/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein), 25 Punkte
2. Vilma Bobeck/Rebecca Netzler (SWE), 42 Punkte
3. Georgia Lewin-Lafrance/Antonia Lewin-Lafrance (CAN), 54 Punkte
7. Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein), 76 Punkte

49er
1. James Peters/Fynn Sterritt (GBR), 34 Punkte
2. Diego Botin/Florian Trittel (ESP), 44 Punkte
3. Isaac McHardie/William McKenzie (NZL), 50 Punkte
6. Tim Fischer/Fabian Graf (Norddeutscher Regatta Verein), 55 Punkte

470er-Mixed
1. Malte Winkel/Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein), 44 Punkte
2. Simon Diesch/Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee), 47 Punkte
3. Anton Dahlberg/Lovisa Karlsson (SWE), 57 Punkte
4. Luise Wanser/Philipp Autenrieth (Norddeutscher Regatta Verein/Bayerischer Yacht-Club), 57 Punkte
9. Theres Dahnke/Matti Cipra (Plauer Wassersportverein), 80 Punkte

Nacra 17
1. Ruggero Tita/Caterina Banti (ITA), 27 Punkte
2. John Gimson/Anna Burnet (GBR), 36 Punkte
3. Vittorio Bissaro/Maelle Frascari (ITA), 46 Punkte
8. Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club), 66 Punkte

ILCA 6
1. Mara Stransky (AUS), 16 Punkte
2. Monika Mikkola (FIN), 34 Punkte
3. Mirthe Akkerman (NED), 38 Punkte
5. Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee), 47 Punkte

lLCA 7
1. Kaarle Tapper (FIN), 22 Punkte
2. Wannes van Laer (BEL), 27 Punkte
3. Valtteri Uusitalo (FIN), 41 Punkte
4. Nik Aaron Willim (Norddeutscher Regatta Verein), 41 Punkte
7. Julian Hoffmann (Segelclub Alpsee-Immenstadt), 56 Punkte
8. Nico Naujock (Verein Seglerhaus am Wannsee), 57 Punkte

iQFOiL Frauen
1. Lena Erdil (Norddeutscher Regatta Verein), 10 Punkte
2. Lærke Buhl-Hansen (DEN), 15 Punkte
3. Aleksandra Blinnikka (FIN), 18 Punkte
4. Alisa Engelmann (Württembergischer Yacht-Club), 20 Punkte
6. Helena Wanser (Norddeutscher Regatta Verein), 28 Punkte
7. Lena Haverland (Schweriner Yacht-Club), 38 Punkte
9. Lucy Schleicher (Deutscher Windsurfer Club), 59 Punkte
10. Runa Krabbenhöft (Nordwind Wassersport), 70 Punkte
(Info: Das Finale der iQFoil-Windsurferinnen hat nicht stattgefunden)

iQFOiL Männer
1. Ethan Westera (Aruba)
2. Sebastian Kördel (Norddeutscher Regatta Verein)
3. Fabian Wolf (Norddeutscher Regatta Verein)
6. Jonne Heimann (Württembergischer Yacht-Club)
9. Lars Poggemann (Kieler Yacht-Club)
10. Jakob Ditzen (Wind-Surfing-Verein Berlin e.V.)

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