EM-Silber für das German Sailing Team: Jurczok/Lorenz mit unwiderstehlichem Endspurt

Was für ein mitreißender Endspurt! Victoria Jurczok und Anika Lorenz vom Verein Seglerhaus am Wannsee haben bei der 49erFX-Europameisterschaft nach anfangs durchwachsener Serie noch die Silbermedaille für das German Sailing Team gewonnen. Dabei war dieser gewaltige Satz aufs Podium für die Olympia-Neunten aus Berlin keine Selbstverständlichkeit, denn sie lagen am Morgen des Finaltages noch auf Platz 12.

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Victoria Jurczok/Anika Lorenz wurden bestes deutsches Team bei der 49er FX-EM 2018. Foto: Drew Malcolm

Doch schon in den noch ausstehenden beiden Fleetraces der Hauptrunde hatten die 28-jährige Steuerfrau und ihre 27-jährige Vorschoterin mit einem Tagessieg in der Goldflotte gezeigt, dass sie kämpfen können. Dieser Leistung setzte das Duo mit dem Sieg im Medaillenfinale der besten zehn Crews im Highperformance-Skiff der Damen die Krone auf. Vorschoterin Anika Lorenz sagte lachend: „Ich habe mit dem späten Finale meinen Flug nach Hause verpasst, aber das hat sich gelohnt!“ Steuerfrau Vicky Jurczok zog glücklich Bilanz: „Wir hatten die ganze Woche das Gefühl, dass es eigentlich besser geht. Und auch besser gehen muss. Am Finaltag sind wir als Zwölfte in die letzten Fleetraces gestartet, dann als Siebte in das Medaillenrennen. Das Ergebnis können wir selbst noch nicht ganz glauben.“

Ihre Teamkameradinnen Tina Lutz (Chiemsee Yacht Club) und Susann Beucke (Hannoverscher Yacht-Club) – vor gut zwei Wochen im stark besetzten Feld bei der Kieler Woche noch die Silber-Seglerinnen der DSV-Flotte – hatten den Einzug ins Medaillenrennen als Gesamt-Zwölfte mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz 10 denkbar knapp verpasst. Das deutsche 49erFX-Quartett fühlt sich gemeinsam gut gerüstet für die Weltmeisterschaft Anfang August im dänischen Aarhus. Dort wollen die vier Frauen schon bei dieser ersten Gelegenheit das Nationen-Ticket für ihre Disziplin für die Olympischen Spiele 2020 lösen. „Das trauen wir ihnen auch absolut zu“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, „ich habe selten einen solchen Endspurt wie den heute von Vicky und Anika erlebt. Dazu unseren Glückwunsch! Beide Mannschaften wie auch eine Reihe weiterer unser Teams in den anderen Disziplinen haben das Rüstzeug dafür, die Nationen-Qualifikationshürde in Aarhus zu nehmen.“

Für Justus Schmidt und Max Boehme war die 49er-EM 2018 der erste Auftritt nach einer längeren Studienpause. Foto: Drew Malcolm
Für Justus Schmidt und Max Boehme war die 49er-EM 2018 der erste Auftritt nach einer längeren Studienpause. Foto: Drew Malcolm

Das Ziel verfolgen die deutschen Männer im 49er. Bei der Europameisterschaft konnten sich die nach längerer Studienpause erstmals wieder gemeinsam startenden Kieler Justus Schmidt und Max Boehme rechtzeitig vor dem WM hervorragend in Szene setzen. Die schon seit 2006 in einem Boot sitzenden Skiffsegler vom Kieler Yacht-Club waren als Fünfte ins Medaillenrennen gestartet und konnten diesen Platz auch verteidigen. „Wir freuen uns riesig, dass wir nach der langen Pause so gut wieder einsteigen konnten.“ Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger vom Bayerischen Yacht-Club hatten den Sprung ins Finale als Zwölfte nur knapp verpasst, durften aber über den Titel der Junioren-Europameister jubeln. Tim Fischer (Norddeutscher Regatta Verein) und Fabian Graf (Verein Seglerhaus am Wannsee) ersegelten Platz 15.

Auch auf zwei Rümpfen und Foils immer schneller

Die Nacra-17-Segler Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer legten im EM-Revier am Schlusstag noch einen starken Endspurt hin und überzeugten mit den Rängen 5 und 6. Zum Einzug ins Medaillenrennen der besten zehn Mixed-Katamaran-Teams auf Foils aber hat es für die Crew vom Kieler Yacht-Club ganz knapp nicht gereicht. Als Gesamt-Elfte verabschiedete sich das Duo dennoch erhobenen Hauptes. Steuermann Paul Kohhoff sagte: „Wie so oft waren wir in der Goldflotte besser als in der Vorrunde. Wir wissen nun, was möglich ist. Nach meiner Erkrankung und der damit verbundenen Kortison-Behandlung habe ich noch mit meinem Gewicht zu kämpfen, was uns hier in den überwiegend leichten Winden das Leben etwas schwer gemacht hat. Doch es geht insgesamt bergauf.“

An der Zielsetzung für die Weltmeisterschaft Anfang August im dänischen Aarhus hält Kohlhoff fest: „Wir müssen und wollen die Nationenqualifikation für die Olympischen Spiele 2020 im Nacra 17 schaffen. Zusammen mit Jojo und Caro sollte uns das gelingen.“ Johannes Polgar (Norddeutscher Regatta Verein) und Carolina Werner (Kieler Yacht-Club) segelten bei den europäischen Titelkämpfen in polnischen Gewässern auf Platz 14. Vorschoterin Carolina Werner sagte: „Wir haben immer noch zu viele Boote vor dem Wind verloren. Das ist aber über die Woche besser geworden. Die Aufgabe, den Nationenstartplatz für die Olympischen Spiele 2020 zu sichern, wird schwer, aber wir glauben an unsere Chance und werden darum kämpfen.“

EUROPAMEISTERSCHAFT 49ER, 49ERFX & NACRA 17 – ENDERGEBNSSE

49ER (MÄNNER)

1. Diego BotÍn/Yago López Marra (ESP), 69 Punkte
2. Dominik Busak/Szymon Wierzbicki (POL), 74 Punkte
3. Dylan Fletcher-Scott/Stuart Bithell (GBR), 75 Punkte
5. Justus Schmidt/Max Boehme (Kieler Yacht-Club), 90 Punkte
12. Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club), 105 Punkte
15. Tim Fischer/Fabian Graf (Norddeutscher Regatta Verein/Verein Seglerhaus am Wannsee), 113 Punkte

49ERFX

1. Helene Naess/Marie Ronningen (NOR), 59 Punkte
2. Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Verein Seglerhaus am Wannsee), 81 Punkte
3. Sophie Weguelin/Sophie Ainsworth (GBR), 81 Punkte
12. Tina Lutz (Chiemsee Yacht Club)/Susann Beucke (Hannoverscher Yacht-Club), 86 Punkte

NACRA 17

1. Ruggero Tita/Caterina Banti (ITA), 34 Punkte
2. Gemma Jones/Jason Saunders (NZL), 47 Punkte
3. Fernando Echevarri/Tara Pacheco (ESP), 56 Punkte
11. Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club), 118 Punkte
14. Johannes Polgar/Carolina Werner (Norddeutscher Regatta Verein/Kieler Yacht-Club), 136 Punkte