Im Porträt: Malte Winkel und Matti Cipra (470er Männer) 

Das siebte Jahr in einem Boot soll ihres werden: Die 470er-Segler Malte Winkel und Matti Cipra haben sich trotz Corona und fast eineinhalb Jahren Wettkampfpause intensiv auf die Saison 2021 vorbereitet.

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Malte Winkel und Matti Cipra blicken auf ein intensives Trainingsjahr in Kiel, Santander und Lanzarote zurück. Foto: DSV/Lars Wehrmann

Das Duo ist neben den Teamkameraden Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer Yacht-Club/Bayerischer Yacht-Club) und Trainer Tytus Konarzewski Teil des starken deutschen Quintetts, das bei der Weltmeisterschaft vor Vilamoura (Portugal) vom 8. bis zum 13. März angreifen will.

Es geht beim Showdown der Zweihand-Jollensegler gleich zum Auftakt der Saison um alles: Für das German Sailing Team um den letzten freien Nationenstartplatz im olympischen 470er-Männer-Feld von Enoshima und – kann der gesichert werden – für beide Crews um nur ein Tickt nach Japan. Eng damit verknüpft ist die jeweils angestrebte WM-Top-Platzierung. Aufgabe eins müssen die Segler als Mannschaft gemeinsam lösen, die Ziele zwei und drei strebt jede Crew für sich an. Die Herausforderung könnte kaum komplexer sein.

Die Saison beginnt mit einem Höhepunkt: „Bei dieser WM ist alles drin“

Malte Winkel und Matti Cipra (Schweriner Yacht-Club/Plauer Wassersportverein) starten optimistisch in die mit Spannung erwartete Weltmeisterschaft. „Wir hatten im Wintertraining vor Lanzarote eine Trainingsgruppe mit den WM-Top-Favoriten aus Spanien und Schweden, die Silber- und Bronze-Gewinner der letzten WM 2019. Wir konnten feststellen, dass wir absolut auf einem Niveau mit denen mitfahren. Es ist also bei der WM alles drin: Von der Medaille bis zu undankbar knapp hinter Top Ten. Fakt ist, dass wir ebenbürtig sind und uns nicht verstecken müssen.“ Das gewachsene Selbstbewusstsein im 470er-Männerquintett des German Sailing Teams tut den beiden 27-jährigen Norddeutschen gut. Dazu hat Coach Tytus Konarzewski stark beigetragen.

Zwei Teams, ein Ziel: „Wir wissen, wie wichtig der Nationenstartplatz ist“

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Matti Cipra liebt die Vielseitigkeit des 470ers. Foto: DSV/Lars Wehrmann

„Wir haben mit Tytus eine vertraute und effektive Arbeitsebene. Er ist direkt und erdet uns gut. Wir sind über den Winter gut mit Simon und Philipp zusammengewachsen. Wir alle fünf sehen: das Ergebnis stimmt. Deshalb halten wir uns für konkurrenzfähig. Andere Nationen haben die Situation nicht, von der wir profitieren. Sie können beispielsweise nicht so offen über Trimm sprechen wie wir miteinander. Wir wissen, wie wichtig der Nationenstartplatz ist und wollen am besten mit zwei Top-Ergebnissen beweisen, dass das vom Verband in uns gesteckte Vertrauen richtig war und Deutschland absolut berechtigt im 470er der Männer an den Olympischen Spielen teilnehmen kann. Welche Crew es am Ende sein wird, muss sich auf dem Wasser zeigen.“

Ein kontraproduktives deutsch-deutsches Duell um die Olympiafahrkarte, in dem der Nationenstartplatz zu weit außer Sicht gerät, erwartet Winkel nicht: „Ich sehe keine 1:1-Situationen. Es gibt zu viele andere Aspekte, die noch wichtiger sind. Allem voran super Ergebnisse. Da werden wir alles reinstecken, was wir gelernt haben. Wir sehen auch kein Druck-Problem, freuen uns einfach mega auf die WM.“ Der Steuermann macht auch auf die allgemeine Lage aufmerksam: „Wir hatten in den vergangenen Jahren an der einen oder anderen Corona-Entwicklung zu knabbern, aber wenn man auf die Leidtragenden der Pandemie schaut, dann darf man sich glücklich schätzen, dass man im Leistungssport zuhause ist.“

Mit gewachsenem „Wir-Gefühl“ in den Gipfelsturm

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Malte Winkel: „Den Wettkampf, das Sich-Messen, das habe ich im Blut. Es ist einfach ein Teil von mir“. Foto: DSV/Lars Wehrmann

Das neue „Wir-Gefühl“ im Team und die weltweite Krise haben die deutschen 470er-Herren zusammenrücken lassen. Gemeinsam brachten die beiden Steuermänner Malte Winkel und Simon Diesch Boote und Ausrüstung in einem Auto nach Portugal. Seit dem 12. Februar leben und trainieren sie dort.

Malte Winkels zweites Semester im Master-Lehramtsstudium mit den Fächern Sport und Mathematik liegt dem Leistungssport zuliebe wie bei vielen Olympioniken länger auf Eis als geplant. Auch Matti Cipras Sportmanagement-Fernstudium muss noch auf den Wieder-Vollzeit-Einsatz des Vorschoters warten. Die Athleten vom German Sailing Team haben sich auch in schwierigen Zeiten hundertprozentig auf ihre olympische Mission fokussiert.

Entspannung abseits des Intensiv-Pensums findet Malte Winkel als Hobbykoch. Er kocht für seine Crew, aber auch für andere Teammitglieder der deutschen 470er-„Bubble“, zu der Schwester Birte Winkel und deren Steuerfrau Theres Dahnke ebenso gehören wie Ehefrau Anastasiya Winkel als neue Vorschoterin von Luise Wanser. Die drei Winkels verbinden vor dem WM-Krimi in Vilamoura nicht nur Name und Familienbande, sondern auch das gleiche Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele.

Steckbrief: Malte Winkel

Position: Steuermann
Bootsklasse: 470er Männer
Geboren: 13. November 1993
Geburtsort: Henstedt-Ulzburg
Wohnort: Kiel
Verein: Schweriner Yacht-Club
Trainer: Tytus Konarzewski
Als Crew in einem Boot seit: 2014
Größe: 1,78 Meter
Gewicht: 67 Kilogramm
Beruf: Sportsoldat, Master-Studium auf Lehramt (Sport und Mathematik)
Sponsoren und Partner: Planet-IC, Glashäger

Steckbrief: Matti Cipra

Position: Vorschoter
Bootsklasse: 470er Männer
Geboren: 2. April 1993
Geburtsort: Flensburg
Wohnort: Kiel
Verein: Plauer Wassersportverein
Trainer: Tytus Konarzewski
Als Crew in einem Boot seit: 2014
Größe: 1,78 Meter
Gewicht: 73 Kilogramm
Beruf: Sportsoldat, Student Sportmanagement
Sponsoren und Partner: Planet-IC, Glashäger