Erfolgs-WM für das German Sailing Team in Neuseeland

Erik Heil/Thomas Plößel sind Vize-Weltmeister im 49er, olympische Nationenstartplätze im 49erFX und Nacra 17

Erik Heil und Thomas Plößel sind im neuseeländischen Revier vor Auckland Vize-Weltmeister im 49er geworden. Mit herausragenden Leistungen setzten die Berliner, die für den Norddeutschen Regatta Verein starten, bis zuletzt die Olympiasieger Peter Burling und Blair Tuke unter Druck. Nach einer starken WM-Woche, in der Heil/Plößel das Klassement sogar drei Tage lang im Gelben Trikot angeführt hatten, bevor sie mit nur einem etwas schwächeren Tag auf Rang zwei zurückgefallen waren, ließ das erfahrenste 49er-Duo der Segelnationalmannschaft es am Finaltag noch einmal krachen. Mit einem imposanten Tagessieg im letzten Rennen der Hauptrunde schoben sie sich wieder dichter an die neuseeländischen Spitzenreiter heran.

Freuen sich über Silber: Erik Heil und Thomas Plößel im 49er © Matias Capizzano

 

Vor dem Medaillenrennen lagen Heil/Plößel acht Punkte hinter den Top-Favoriten zurück. Ihre schwere Aufgabe im Kampf um den WM-Titel war damit klar: Sie mussten mindestens drei Boote zwischen sich und die Kiwis bringen. An diesem starkwindigen Sonntag gab es dazu im Revier vor Auckland eine weitere Herausforderung, die Erik Heil so formulierte: „Wer stehenbleibt und nicht kentert, der gewinnt.“ Heil/Plößel eröffneten das Medaillenfinale furios, starteten wie aus dem Lehrbuch und setzten sich schnell in der Spitzengruppe fest. Die an ihnen „klebenden“ Neuseeländer schüttelten sie nach allen Regeln der Kunst ab. Als dann Peter Burling kurz aus den Fußschlaufen rutschte und sogar für ein paar Sekunden über Bord ging, schien für die im Tegeler Segel-Club groß gewordenen Deutschen plötzlich sogar der Titel möglich. Doch Burling konnte sich schnell wieder auf sein Skiff hieven. Anschließend zeigten die Neuseeländer ihre Klasse. Sie holten Stück um Stück wieder auf. Erik Heil und Thomas Plößel beendeten das Medaillenrennen zwar als starke Dritte, doch gleich hinter ihnen kreuzten die beiden America’s-Cup-Verteidiger die Ziellinie und sicherten sich ihr fünftes WM-Gold.

Für Heil/Plößel war Silber fast Gold wert. Nach langer studienbedingter Pause waren die am Bundestützpunkt (BSP) Kiel trainierenden Skiffsegler erst im Spätsommer wieder voll in ihre Olympia-Kampagne eingestiegen. In nur wenigen Monaten konnten die Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele 2016 an frühere Top-Leistungen anknüpfen und sich pünktlich zur WM in Neuseeland nochmals steigern. „Wir sind sehr glücklich“, sagte Erik Heil, „endlich standen auch Pete und Blair mal unter Druck. Das hat man schon ein bisschen gemerkt. Ohne unseren Ruderbruch zu Beginn der WM wäre es möglich gewesen, sie zu schlagen. Also ist es auch möglich.“ Bundestrainer Marc Pickel sagte: „Ich bin stolz auf Erik und Thomas. Sie haben einen super Job gemacht und das Klassenziel erreicht. Ihre Stärke besteht darin, dass sie keine großen Schwächen haben und schon sehr lange zusammensegeln. Toll, was sie hier abgeliefert haben. Natürlich ist es schade, dass es mit dem Titel nicht geklappt hat, aber vielleicht können wir das ja nächstes Jahr nachholen. Daran arbeiten wir jetzt.“

DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner gratulierte den Medaillengewinnern herzlich: „Das war ein geniales Medaillenrennen von Erik und Thomas. Sie haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch an den Neuseeländern vorbeiziehen können. Das traue ich ihnen für die Zukunft zu. Die Kiwis so unter Druck zu setzen, war stark! Dem German Sailing Team gibt diese Silbermedaille viel Rückenwind. Das war ein mehr als dickes Ausrufezeichen der 49er-Segler, die bei dieser WM mit insgesamt drei Teams in die Top 20 gesegelt sind.“ Justus Schmidt und Max Boehme (Kieler Yacht-Club) segelten mit gutem Endspurt auf Platz zwölf, Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club) trugen mit Platz 17 zur sehr guten Vorstellung der deutschen 49er-Flotte bei.

Die 49erFX-Crew Lutz/Beucke holte mit Platz 5 einen olympischen Nationenstartplatz © Matias Capizzano

 

Stegenwalner freute sich auch über die beiden nun gesicherten Nationenstartplätze für Olympia 2020 in den Disziplinen 49erFX und Nacra 17. Für die Skiffseglerinnen hatten die Hürde Tina Lutz und Susann Beucke mit WM-Platz fünf genommen. Dass die beiden als aussichtsreiche Dritte in das Medaillenfinale gestarteten Seglerinnen vom Chiemsee Yacht-Club und vom Hannoverschen Yacht-Club im starkwindigen Showdown in Führung liegend kenterten, enttäuschte die beiden deutschen 49erFX-Akteurinnen zwar für den Moment, änderte aber wenig daran, dass sie in dieser neuseeländischen Woche eine Weltklasse-Leistung gezeigt haben. Nadine Stegenwalner sagte: „Wenn man den Finger an der Medaille hatte, ist man immer erst einmal nicht ganz so glücklich, wenn man sie auf diese Weise verliert. Das ändert aber nichts daran, dass Platz fünf bei einer Weltmeisterschaft ein Top-Ergebnis ist und die beiden den Nationenstartplatz als erste Nation bei diesen Titelkämpfen souverän gesichert haben.“ Die Seglerinnen selbst haderten zwar mit der Kenterung, nicht aber mit ihrer Gesamtleistung. Susann Beucke sagte: „Das war sehr, sehr unglücklich. Dabei sind wir weder nervös noch aufgeregt ins Medaillenrennen gestartet. Im Gegenteil: Wir haben uns mental sehr gut gefühlt. Wir waren stolz, das rote Trikot für Deutschland zu tragen. Für uns bedeutet die WM-Platzierung einen krassen Erfolg nach dem kleinen Leistungstief im letzten Jahr.“

Im Nacra 17 verpassten der erst 24-jährige Paul Kohlhoff und seine 21-jährige Vorschoterin Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) als jüngstes Team im DSV-Olympiakader zwar das Finale der besten zehn Teams, haderten damit aber nicht lange. Steuermann Paul Kohlhoff sagte: „Das große Ziel für diese Weltmeisterschaft war die Sicherung des Nationenstartplatzes für Olympia. Das haben wir erreicht. Insgesamt erwarten wir mit Blick auf die Platzierungen aber in Zukunft deutlich mehr von uns.“

Ebenfalls einen Nationenstartplatz erzielten Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im Nacra 17 mit Rang 12 © Matias Capizzano

 

ENDERGEBNISSE Weltmeisterschaft 49er, 49erFX, Nacra 17(Auckland, Neuseeland)

49ER

1. Peter Burling/Blair Tuke (NZL), 86 Punk
2. Erik Heil/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein), 92 Punkte
3. Dylan Fletcher-Scott/Stuart Bithell (GBR), 130 Punkte
12. Justus Schmidt/Max Boehme (Kieler Yacht-Club), 166 Punkte
17. Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club), 173 Punkte

49ERFX

1. Annemiek Bekkering/Annette Duetz (NED), 96 Punkte
2. Martine Soffiatti Grael/Kahena Kunze (BRA), 110 Punkte
3. Ida Marie Baad Nielsen/Marie Thusgaard Olsen (DEN), 124 Punkte
5. Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee Yacht-Club/Hannoverscher Yacht-Club), 128 Punkte

NACRA 17

1. Vittorio Bissaro/Maelle Frascari (ITA), 93 Punkte
2. Lin Cenholt/Cp Lübeck (DEN), 96 Punkte
3. Jason Waterhouse/Lisa Darmanin (AUS), 103 Punkte
12. Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club), 123 Punkte

Zur Information: Die deutschen Starter sind bis Platz 25 aufgeführt. Alle Ergebnisse der teilnehmenden GER-Teams finden sich auf der Homepage der Veranstalter.