WM-Festival im Februar: Deutschlands Olympiasegler sind in Down Under gefordert

Die Olympiasaison 2020 beginnt für das German Sailing Team mit einem WM-Festival in Down Under: Nacheinander sind dort die besten 49er-, 49erFX, Nacra-17-, Laser- und Laser-Radial-Seglerinnen und Segler bei ihren Welttitelkämpfen gefordert.

Erik Heil und Thomas Plößel. Foto: DSV/Lars Wehrmann
Erik Heil und Thomas Plößel. Foto: DSV/Lars Wehrmann

Das beliebte australische Revier zwischen Melbourne und Geelong steht zum Jahresauftakt ganz im Zeichen des olympischen Segelsports. Getrennt von nur 70 Kilometern Luftlinie und der gut geschützten Bucht Port Phillip an der Südküste Australiens, gehen die Skiff- und Mixed-Katamaran-Crews vom westlich gelegenen Royal Geelong Yacht Club aus in ihre Rennen. Die Laser-Asse haben ihren WM-Heimathafen in Melbournes Vorort Sandringham beim gleichnamigen Sandringham Yacht Club.

Zum Auftakt sind vom 10. bis 15. Februar die WM-Akteure im 49er, im 49erFX und im Nacra 17 gefordert. Das Revier dafür darf man als Seglertraum bezeichnen. Der australische America’s-Cup-Gewinner Glenn Ashby sagt: „Die Corio Bucht als Teil der Phillips Bucht ist eine der versteckten Keimzellen für den Regattasport in allen möglichen Bootsklassen. Hier kann man großartig segeln! Ich genieße es jedes Mal sehr. 49er, 49erFX und Nacra 17 werden bei flachem Wasser mit fantastischen Bedingungen gesegnet sein.“

49er starten mit Medaillenchancen in die WM 

Für die deutschen Skiffsegler geht es bei der WM nicht nur um Medaillen und Top-Platzierungen. Nach der Weltmeisterschaft im Dezember 2019 vor Auckland markiert die aufgrund der Olympischen Spiele früh im Jahr liegende WM 2020 Teil zwei ihrer dreiteiligen nationalen Olympia-Ausscheidung.

Im 49er führen Erik Heil/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein) nach ihrer furios gewonnenen WM-Silbermedaille in Auckland die Ausscheidung mit 30 Punkten an. Auf Platz zwei im internen Kampf um nur eine Olympia-Fahrkarte pro Disziplin liegen Justus Schmidt/Max Boehme (Kieler Yacht Club), die sich in Auckland mit Platz zwölf neun Punkte für ihr Ausscheidungskonto sichern konnten. Platz 17 hatte Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club) in Neuseeland vier Punkte gebracht. Punktlos waren zunächst die WM-Dritten von 2018 geblieben: Tim Fischer/Fabian Graf (Norddeutscher Regatta Verein/Verein Seglerhaus am Wannsee) wollen das Blatt in Australien wenden. Die 49er-Teams starten mit Medaillenchancen in die Weltmeisterschaft.

Rückschlag für Lutz/Beucke

Das gilt grundsätzlich auch für die deutschen 49erFX-Seglerinnen. Ihre WM findet parallel zu den Herren im selben Revier statt. Die Vorzeichen der Frauen-WM stehen jedoch nicht optimal. Die in der Olympia-Ausscheidung nach dem starken WM-Platz fünf mit 16 Punkten deutlich führenden Tina Lutz und Susann Beucke (Chiemsee Yacht Club/Hannoverscher Yacht Club) mussten an Silvester einen Rückschlag hinnehmen: Sanni Beucke brach sich bei einem Trainingsunfall im argentinischen Buenos Aires das Wadenbein und kämpft seitdem um ihr schnellstmögliches Comeback. Als Ersatzvorschoterin ist Lotta Wiemers (geb. Görge) zu Tina Lutz auf den 49erFX gestiegen. „Die beiden segeln super zusammen, haben auch ein paar Trainingsregatten gewonnen“, attestiert Susann Beucke der Crew. Sie selbst hat nach der Operation in Argentinien und intensiver Reha bislang alle Heilungsprognosen unterboten, ist seit dem 29. Januar ebenfalls in Geelong, kann aber noch nicht an der WM teilnehmen. Ihre einzigen nationalen Konkurrentinnen im Kampf um das Olympia-Ticket sind Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Verein Seglerhaus am Wannsee). Die beiden Berlinerinnen und Olympia-Neunten von 2016 konnten in Teil eins der dreiteiligen Ausscheidung nicht punkten, werden aber um ihre Chance kämpfen.

Als dritte Disziplin tragen die Mixed-Katamaran-Crews im Nacra 17 ihre Welttitelkämpfe vor Geelong aus. Nachdem es Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) in Auckland gelungen war, den noch fehlenden Nationenstartplatz zu sichern, können sie sich nun ganz auf das angestrebte Top-Ergebnis konzentrieren. Für die national dominierende deutsche Nacra-Crew beginnt die Olympia-Qualifikation mit dieser Serie.

Letzter Wettkampf in der nationalen Qualifikation 

Einen Tag nach Beginn der WM in Geelong fällt auf der anderen Seite des Reviers der erste WM-Startschuss für die Lasersegler. Ob Phillip Buhl (Segelclub Alpsee-Immenstadt) die Phillips Bucht zu seiner machen kann? „Er ist gut drauf“, sagt Bundestrainer Alex Schlonski, der sich mit Buhl und dem jüngeren Teamkameraden Nik Aaron Willim (Norddeutscher Regatta Verein) in Australien intensiv auf den WM-Gipfel vorbereitet hat. Buhl selbst kennt die Bucht schon aus einem längeren Trainingsblock im November und sagt: „Es ist ein cooles Revier mit einer ganz anderen Windsicherheit als wir es in Europa kennen. Ich habe im Winter wieder viel dazugelernt und auch fitnesstechnisch gut gearbeitet. Natürlich will man immer am liebsten aufs Podest fahren. Aber wichtig ist mir vor allem, möglichst meine optimale Leistung abzurufen.“ Die Laser-WM läuft vom 11. bis zum 16. Februar mit täglich zwei und maximal zwölf Rennen. Für die deutschen Herren markiert sie schon die dritte und letzte Runde der nationalen Ausscheidung, für die alleine Buhl bislang 19 Punkte sammeln könnte.

Eine Woche nach Ende der Serie für die Männer beginnt die Laser Radial Weltmeisterschaft der Frauen. Bei der sechstägigen Serie vom 23. bis zum 28. Februar sind acht deutsche Starterinnen im Rennen. Wie für die Herren, sind auch für die Damen zwei Rennen täglich geplant. Für die Damen markiert die WM vor Melbourne die erste von drei Regatten der nationalen Olympia-Ausscheidung.