470er-EM: Drei Medaillen für Deutschland

Glanzvoller Auftritt der deutschen 470er-Seglerinnen und Segler bei der Europameisterschaft der olympischen Zweihandklasse im bulgarischen Burgas: Bei den Damen segelten die Berlinerinnen Frederike Loewe (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Anna Markfort (Joersfelder Segel-Club) zu Silber. Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß vom Deutschen Touring Yacht-Club erkämpften sich mit Rang drei im Medaillenfinale Bronze.

Frederike Loewe und Anna Markfort meisterten die anspruchsvollen 470er-EM-Bedingungen bravourös
Frederike Loewe und Anna Markfort meisterten die anspruchsvollen EM-Bedingungen bravourös. Foro: Lars Wehrmann

Das imposante deutsche Gesamtergebnis der Trainingsgruppe von Marek Chocian machten Fabienne Oster und Anastasiya Winkel vom Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg als Zehnte perfekt.

470er-Bundestrainer Marek Chocian sagte: „Wir haben einige Dinge in unserer Arbeit geändert. Ich habe immer wieder gesagt, dass wir nur als Team vorankommen. Das Team ist der wichtigste Faktor! Dieser Erfolg ist ein Ergebnis der Veränderungen, ein Erfolg für das ganze Team und seine intensivierte Zusammenarbeit und ein wichtiges Signal für die Zukunft. Wir sind glücklich, aber noch lange nicht am Ziel. Als nächstes geht es bei der WM in Aarhus um die Sicherung der Nationenqualifikation.“

Auch bei den Herren standen mit Malte Winkel (Schweriner Yacht Club) und Matti Cipra (Plauer Wassersportverein) zwei von Robert Remus trainierte deutsche Segler auf dem Siegerpodest. Robert Remus verstärkt das DSV-Trainerteam seit Februar 2018. Er sagte: „Wir haben das Training ein wenig umgestellt, legen den Fokus mehr auf die Vorbereitungen. Dazu haben wir unter anderem eine einfache, aber effektive Methode aus dem Opti wieder aufgenommen: fünfmal linksherum und fünfmal rechtsherum um die Tonne fahren. Bewusste Aktivierungsprozesse und Rituale zu etablieren ist mir sehr wichtig.“ Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club) und Philipp Autenrieth (Bayerischer Yacht-Club) verpassten das Medaillenrennen als Elfte knapp, unterstützten aber ihre Teamkameraden Winkel/Cipra bei den Vorbereitungen auf das Medal Race. „Simon und Philipp sind mit Malte und Matti rausgegangen, sodass die beiden sich gut einsegeln konnten“, berichtet Trainer Remus. Für Malte Winkel und Matti Cipra war das Medal Race eine Art Déjà-Vu: Schon 2015 war es ihnen bei der Junioren-EM auf dem Schwarzmeer gelungen, im Finalrennen nach vorne auf das Podium zu segeln. „Wir haben vor dem Medal Race eine klare Strategie entwickelt“, sagte Malte Winkel. „Unser Abstand zum Drittplatzierten betrug zehn Punkte, wir waren punktgleich mit dem spanischen Team vor uns. Auf dem dritten Platz lag ein junges französisches Team, von dem wir wussten, dass es wahrscheinlich sehr nervös sein würde.“ Unter Ausnutzung der taktischen Möglichkeiten und ihrem Speedvorteil auf dem Vorwindgang gelang es Winkel/Cipra, das französische Team ebenso abzuhängen wie das spanische. Der Lohn war Platz drei in der europäischen Wertung. „Wir müssen weiter arbeiten“, schaut Trainer Robert Remus nach vorne. Am 3. Juni steht für Winkel/Cipra und Diesch/Autenrieth mit dem World Cup Finale in Marseille bereits das nächste Event an. 20 hochkarätige Teams gehen bei den 470ern an den Start – „quasi ein doppeltes Medal Race.“

Für die Weltmeisterschaft aller olympischer Disziplinen im dänischen Aarhus, wo es im August um die ersten Nationenqualifikationen für die Olympischen Spiele 2020 geht, kam die eindrucksvolle Kampfansage der DSV-Flotte bei den europäischen Titelkämpfen ebenfalls zum richtigen Zeitpunkt. Nadine Böhm sagte: „Die Erfolge sind sicher ein Ergebnis unserer Zusammenarbeit als Team in den vergangenen Monaten. Wie wir uns pushen und stark machen. Wenn wir weiter so mit unserem Trainer Marek Chocian arbeiten, sollten unsere Chancen ähnlich gut sein, bei der WM die Nationenqualifikation zu sichern – das große Ziel für uns alle.“

„Wir fühlen uns für Aarhus gut gerüstet“, sagte auch Steuerfrau Frederike Loewe vom Verein Seglerhaus am Wannsee, „wir waren jetzt bei drei Regatten in diesem Jahr dreimal im Medaillenrennen. Tendenz aufsteigend. Das ist ein gutes Zeichen. Bei dieser EM waren Fitness und Konstanz die Themen. Wir waren oft k.o., haben aber nie locker gelassen.“ Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß haben sich ihre Bronzemedaille mit kämpferischer Leistung und Rang drei im Medaillenfinale gesichert. „Wir haben gekämpft bis zum Ende. Wir wussten, dass wir alles geben müssen, haben nie nachgelassen und sind jetzt super, super happy.“

Zufrieden stimmt das deutsche Team auch, dass die herausragenden Leistungen der 470er-Crews in unterschiedlichsten Bedingungen stimmten. Böhm berichtete: „Nach dem Totalausfall am ersten Tag hatten wir es im Verlauf der Titelkämpfe mit variierenden Windbedingungen zu tun, mal mit 7 bis 9 Knoten, mal mit bis zu 19 Knoten. Fitness war ein Faktor. Konsequenz und Konzentration auch. Wir haben nach dem Ausfall an fast allen Tagen drei Rennen gesegelt, das war nicht immer einfach. Aber wir sind sehr glücklich, dass wir hier als Team insgesamt sogar drei Medaillen gewinnen konnten.“

ENDERGEBNIS: 470er Europameisterschaft

FRAUEN

1. Tina Mrak/Veronika Macarol (Slowenien), 58 Punkte
2. Frederike Loewe/Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee, Joersfelder Segel-Club), 78 Punkte
3. Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (Deutscher Touring Yacht-Club), 82 Punkte
10. Fabienne Oster/Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein), 105 Punkte

MÄNNER

1. Anton Dahlberg/Fredrik Bergström (Schweden), 39 Punkte
2. Panagiotis Mantis/Pavlos Kagialis (Griechenland), 72 Punkte
3. Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner Yacht-Club/Plauer Wassersportverein), 91 Punkte
11. Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer Yacht-Club/Bayerischer Yacht-Club), 108 Punkte

Alle Ergebnisse finden Sie hier