Weltcup vor Marseille: Gold für Philipp Buhl – Winkel/Cipra Fünfte

Laser-Segler Philipp Buhl holte Gold nach einem furiosen Fotofinish mit dem Norweger Hermann Tomasgaard.

 

Philipp Buhl hat das Weltcup-Finale vor Marseille gewonnen. Der 27-jährige Laser-Steuermann vom Segelclub Alpsee-Immenstadt war am Sonntag als Zweiter mit einem Punkt Rückstand auf den führenden Norweger Hermann Tomasgaard ins Medaillenfinale gegangen.

Nach nicht ganz gelungenem Start musste der Weltranglisten-Siebte das Feld von hinten aufrollen und tat das in mitreißender Weise. „Ich wusste, dass ich bis zum letzten Meter kämpfen muss“, erzählte Buhl später im Hafen. Wie Recht er damit haben sollte, zeigte das Fotofinish zwischen Buhl und seinem norwegischen Sparring-Partner Hermann Tomasgaard. Nach dem Zieldurchgang mussten beide einige Minuten warten, bis Buhl offiziell zum Sieger in diesem Duell um Rang drei im Medaillenrennen erklärt wurde und damit das Weltcup-Finale mit einem Punkt Vorsprung vor dem Skandinavier gewann. Bronze sicherte sich der Brite Elliot Hanson vor seinem Landsmann und Doppel-Weltmeister Nick Thompson.

„Das Ziel ist der Sieg“, hatte Buhl bereits vor dem Finale angriffslustig angekündigt und sein Vorhaben dann auf packende Weise umgesetzt. Obwohl der Allgäuer während des Rennens teilweise sogar aus den Medaillenrängen herausgefallen war, gab er nie auf, kämpfte sich immer wieder an die führenden Boote heran, bis es zum sehenswerten Duell mit Tomasgaard kam. In einer schnellen, oft gleichzeitig ausgeführten Serie von Halsen lieferten sich der Deutsche und der Norweger einen packenden Bug-an-Bug-Kampf. Die letzte Wendemarke rundete Buhl auf der „Außenbahn“ und konnte sich danach schnell gut zur Ziellinie positionieren, die beide Boote gleichauf ansteuerten. „Ich habe dann eine Welle erreicht, die mir den knappen Vorsprung auf der Linie gebracht hat“, erzählte Buhl, dem im Ziel etwa 30 Zentimeter Vorsprung zum Triumph im Olympiarevier für 2024 reichte. „Das war ein gutes und starkes Zeichen an die Konkurrenz“, freute sich der Vize-Weltmeister über den Motivationsschub, „der Sieg gibt mir viel Selbstvertrauen. Es ist mein erster bei einer großen Regatta seit Hyères 2016.“

Für den Schützling von Bundestrainer Alex Schlonski kam der Kampfsieg zur rechten Zeit. Sein Coach sagt: „Ich fand besonders gut, dass Philipp cool geblieben ist, obwohl der erste Teil des Medaillenrennens nicht wunschgemäß verlaufen ist. Er hat dann auf seine Chance gewartet, sie sich erarbeitet und genutzt. Das wird ihm Selbstbewusstsein für die Herausforderungen der kommenden Wochen geben.“ Mit den Teamkameraden des German Sailing Teams wird Buhl in eineinhalb Wochen vom 20. bis zum 24. Juni bei der Kieler Woche starten – die letzte Generalprobe vor der Weltmeisterschaft für alle olympischen Segeldisziplinen Anfang August im dänischen Aarhus.

Für einen weiteren deutschen Erfolg in Marseille sorgten nach Philipp Buhl die beiden jungen norddeutschen 470er-Segler Malte Winkel (Schweriner Yacht Club) und Matti Cipra (Plauer Wassersport Verein). Der Steuermann vom Schweriner Yachtclub und sein Vorschoter vom Plauer Wassersport Verein waren nach herausragenden Leistungen als Dritte ins Medaillenfinale gestartet. „Für uns ist es das erste Medaillenfinale bei einer Weltcup-Regatta“, hatte Malte Winkel vor dem Showdown gesagt, „nach oben wie unten ist alles drin. Segeln ist da auch nicht anders als Fußball: Du willst deine Platzierung konservieren, kannst aber in einem so engen Feld ein 1:0 auch nicht nur verwalten.“

Die 470er Segler Malte Winkel und Matti Cipra segelten in Marseille ihr erstes Weltcup-Finale und waren mit Platz 5 mehr als zufrieden.

Im Medaillenrennen konnte die in Regie von Bundestrainer Robert Remus arbeitende Crew aber nicht an die herausragenden Ergebnisse über die gesamte Woche anknüpfen, erreichten die Ziellinie in flauen Winden von teilweise nicht mehr als zwei, drei Knoten als Neunte und beendeten die Weltcup-Regatta als Gesamt-Fünfte. Den Sieg sicherten sich die australischen Olympiasieger Mathew Belcher/Will Ryan vor den Spaniern Jordi Xammar Hernandez/Nicolá Rodríguez Garcá-Paz und den Japanern Kelju Okada/Jumpei Hokazono.

Trotz verpasster Medaille zogen die am Bundesstützpunkt in Kiel trainierenden Segler positiv Bilanz. Die Schlüssel zum Erfolg des 24-jährigen Steuermanns und seines 25 Jahre alten Vorschoters waren Konzentration, Konstanz und Konsequenz. Malte Winkel fasste die Leistungen so zusammen: „Wir konnten unsere Vorwind-Stärke gut ausspielen, haben wenig Fehler gemacht und unsere Strategie konsequent verfolgt, eher konservativ in die Rennen zu gehen und jedes Mal die Top 5, Top 6 anzupeilen. Natürlich ärgert man sich kurz, wenn es dann ausgerechnet im Medaillenrennen nicht läuft. Noch mehr, weil wir nach dem ersten Startversuch gut auf dem Silberrang lagen, als das Rennen wegen Problemen mit der Signalgebung abgebrochen wurde. Hätte uns aber jemand vor dieser Regatta, unserem ersten Weltcup-Finale, Platz fünf angeboten, hätten wir sofort unterschrieben. Für uns war es eine sehr gute Woche und wir nehmen optimistisch Kurs auf die Kieler Woche und die WM in Aarhus, wo wir den Nationenstartplatz für die Olympischen Spiele 2020 sichern wollen!“

ENDERGEBNISSE WELTCUP FINALE in Marseille/Frankreich
(Ergebnisse nur für Klassen mit deutschen Startern)

LASER
1. Philipp Buhl (Segelclub Alpsee-Immenstadt), 53 Punkte
2. Hermann Tomasgaard (NOR), 54 Punkte
3. Elliot Hanson (GBR), 56 Punkte

470ER MÄNNER
1. Mathew Belcher/Will Ryan (AUS), 44 Punkte
2. Jordi Xammar Hernandez/Nicola´s Rodriguez García-Paz (ESP), 59 Punkte
3. Kelju Okada/Jumpei Hokazano (JPN), 63 Punkte
5. Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner Yacht-Club/Plauer Wassersport Verein), 71 Punkte
15. Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer Yacht-Club/Bayerischer Yacht-Club), 95 Punkte