Allianz Sailing World Championships, Tag 4: Starker Auftakt für Sebastian Kördel

Auch ein Crash im ersten Rennen brachte ihn nicht aus der Ruhe: Der amtierende Weltmeister Sebastian Kördel führt nach den vier ersten Quali-Rennen das Feld der olympischen Windsurfer an.

Sebastian Kördel surft vorneweg im iQFOiL. Foto: World Sailing / Sailing Energy
Sebastian Kördel surft vorneweg im iQFOiL. Foto: World Sailing / Sailing Energy

„Im ersten Rennen bin ich kurz nach dem Start bei einem Crash vom Brett geholt worden“, berichtet Sebastian Kördel. „Das Material ist zum Glück heil geblieben, aber ich bin eher im hinteren Drittel ins Ziel gekommen. In den folgenden drei Rennen habe ich dann ein bisschen Druck verspürt – denn wenn das erste Rennen schlecht läuft, muss man danach auch liefern.“ Das gelang dem 32-Jährigen auf beeindruckende Weise mit zwei Rennsiegen und einem zweiten Platz. Punktgleich mit dem niederländischen Dauerkonkurrenten Luuc van Opzeeland geht Kördel als Gesamtführender in den zweiten Tag der Qualifikationsrennen.

„Auf Steuerbordbug an allen vorbeigenagelt“

Julia Büsselberg konnte heute ihren vierten Rang im ILCA 6 behaupten und sagt über die ersten zwei Tage der Quali-Serie: „Ich bin ziemlich gut in die Regatta reingekommen. Im Auftaktrennen gestern hatte ich das richtige Gefühl, dass ein Linksdreher kam, und bin einfach mit Steuerbordbug vor allen durchgenagelt“ – die Belohnung war ein zweiter Platz. Heute sei es auf dem Kurs etwas schwieriger gewesen, sagte die Studentin selbstkritisch: „Man musste sehr flink sein, viele Entscheidungen treffen. Das ist mir im ersten Rennen noch gut geglückt. Im zweiten Rennen habe ich im irgendwann aufgehört, Entscheidungen zu treffen, und bin zu sehr meinem Dickkopf gefolgt. Darüber muss ich heute noch einmal schlafen.“

Die Bedingungen auf dem Nordseerevier waren heute anders als an den drei vorangegangenen Tagen: Bei leichteren Winden hatte heute die Tide auf dem Nordseerevier einen größeren Einfluss. Die für den Mittag geplanten Rennen der ILCA 7-Männer und der 470er wurden nach langer Wartezeit abgesagt, weil der Wind nicht ausreichte, um gegen die Strömung anzukommen. Auch bei den iQFOiL-Frauen kamen keine Rennen zustande.

Für die 470er fiel daher ohne weitere Qualifikationsrennen die Entscheidung über Gold- und Silverfleet. Mit Simon Diesch und Anna Markfort, Malte und Anastasiya Winkel, Theresa Löffler und Christopher Hoerr, Luise Wanser und Philipp Autenrieth sowie Theres Dahnke und Matti Cipra  segeln ab morgen alle fünf GER-Teams in der Goldflotte.

„Wir haben zu stark versucht, es besonders gut zu machen“

Platz 4 nach dem ersten Tag in der Gold Fleet für Kohlhoff/Stuhlemmer. Foto: Sailing Energy / World Sailing
Platz 4 nach dem ersten Tag in der Gold Fleet für Kohlhoff/Stuhlemmer. Foto: Sailing Energy / World Sailing

Durchatmen und weitermachen heißt es für Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer. Die bisher so souverän segelnde Nacra 17-Crew musste heute in den ersten drei Goldfleet-Rennen drei tiefe Platzierungen hinnehmen. Paul Kohlhoff: „Eigentlich hatten wir in allen drei Rennen die Chance, eine Top-Platzierung ins Ziel zu fahren. Wir haben dann aber ein paar Mal den Gesamtüberblick verloren, sind zu viel Risiko gegangen, haben zu stark versucht, es besonders gut zu machen. Wir sind auch zu viele Manöver gefahren. Bei dem leichteren Wind müssen sich die aber auch wirklich lohnen, und heute haben wir leider durch unsere Entscheidungen viel verloren und wenig gewonnen.“ Morgen hat die Crew einen Layday und kann etwas Abstand zu den heutigen Rennen gewinnen. „Wir müssen das abhaken, auch wenn es wehtut. Aber das schaffen wir“, sagte Steuermann Paul Kohlhoff. „Dafür haben wir auch den richtigen Trainer. Marcus bleibt einfach unglaublich sachlich, egal ob es supergut läuft oder eben superschlecht.“

Florian Gruber im Startgetümmel der Kiter. Foto: Sailing Energy / World Sailing
Florian Gruber im Startgetümmel der Kiter. Foto: Sailing Energy / World Sailing

Für die Kitesurferinnen und -Surfer begann heute die Quali-Serie der Weltmeisterschaft. Deutschlands beste Kiterin Leonie Meyer eröffnete mit einem zweiten und einem sechsten Platz stark. Allerdings kamen in der blauen Startgruppe heute nur zwei Rennen zustande, in der gelben hingegen drei, sodass sich die Gesamtergebnisse alle Frauen noch nicht vergleichen lassen. Die drei männlichen GER-Kiter kamen einigermaßen zufrieden vom Wasser: „50:50 zufrieden“ sei er, sagte Florian Gruber (Norddeutscher Regatta Verein): „Ich hatte zwei gute Rennen und eines, in dem ich selber nicht gut gefahren bin. Im letzten Race habe ich dann mit dem Foil ein Stück Plastik erwischt und musste mich mit zwei Sprüngen davon befreien. Da haben mich einige Konkurrenten überholt, deswegen wurde es im letzten Rennen ein Siebter und kein Top-Fünf-Ergebnis, was mich ein bisschen ärgert. Alles in allem aber ein solider Einstieg und Kurs Gold Fleet.“

„Das letzte Rennen hat den Tag gerettet“

Jannis Maus und Jan Voester wurden nach durchwachsenen drei Auftakt-Rennen mit einem Rennsieg und einem dritten Platz entschädigt. Nachwuchskiter Jan Voester (Württembergischer Yacht-Club): „Am Start ist es supervoll, alle wollen einen guten Platz erwischen und ich hatte Probleme, vorne in der ersten Reihe wegzukommen, hatte somit immer eine Aufholjagd zu absolvieren. Das letzte Rennen hat auf jeden Fall den Tag gerettet. Da haben Jannis und ich diesen Winddreher erwischt und sind als Erster und Zweiter an der ersten Luvtonne gewesen. Ich habe dann noch über das Rennen den zweiten Platz gewonnen und als dritter gefinisht – aber mega cool, super Abschluss.“

Bei der Para-WM gibt es einen deutschen Erfolg zu vermelden: Heiko Kröger (Norddeutscher Regatta Verein) ist bereits vor dem letzten Rennen der Para-WM der Weltmeistertitel nicht zu nehmen. In der Disziplin „Open One Person Technical“ – besser bekannt als 2.4mR konnte er alle gesegelten Rennen gewinnen und den Vorsprung auf den Rest des Feldes uneinholbar ausbauen. Zum zehnten und letzten Rennen der Para-WM müsste der Segler aus Ammersbek bei Hamburg theoretisch nicht mehr antreten.

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Allianz Sailing World Championships – Ergebnisse nach Tag 4

Nacra 17
4. Platz: Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer

49er (heute Ruhetag):
20. Platz: Max Stingele und Linov Scheel
27. Platz: Fabian Rieger und Tom Heinrich
41. Platz: Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger

49er FX (heute Ruhetag:
10. Platz: Marla Bergmann und Hanna Wille
14. Platz: Inga-Marie Hofmann und Catherine Bartelheimer
20. Platz: Maru Scheel und Freya Feilcke
40. Platz: Charlotte Henkel und Carolina Horlbeck

470er:
3. Platz: Simon Diesch und Anna Markfort
12. Platz: Malte und Anastasiya Winkel
14. Platz: Theresa Löffler und Christopher Hoerr
15. Platz: Luise Wanser und Philipp Autenrieth
25. Platz: Theres Dahnke und Matti Cipra

ILCA 6
4. Platz: Julia Büsselberg
50. Platz: Hannah Anderssohn
52. Platz: Pia Kuhlmann
55. Platz: Laura Schewe
81. Platz: Linda Hensel

ILCA 7
9. Platz: Philipp Buhl
31. Platz: Nik Aaron Willim
58. Platz: Nico Naujock
81. Platz: Philip Walkenbach
83. Platz: Justin Barth

iQFOiL Männer:
1. Platz: Sebastian Kördel
26. Platz: Fabian Wolf
52. Platz: Jonne Heimann

iQFOiL Frauen:
noch keine Ergebnisse
Formula Kite Männer
13. Platz: Jannis Maus
15. Platz: Florian Gruber
39. Platz: Jan Vöster

Formula Kite Frauen
Noch keine verwertbaren Ergebnisse

Para Sailing World Championships – Ergebnisse nach Tag 4

2.4mR
1. Platz: Heiko Kröger

Hansa 303
3. Platz: Jens Kroker

RS Venture Connect
12. Platz: Tim Trömer und Nadine Löschke

Alle Ergebnisse findet ihr hier: https://thehague2023.sailing.org/results-centre/