Die Aufsteigerinnen: Luise & Helena Wanser (470er Frauen)

Sie sind jung und suchen den olympischen Erfolg: Die Schwestern Luise und Helena Wanser segeln seit sechs Jahren zusammen im 470er und gelten als Leichtwindspezialistinnen, haben in diesen Bedingungen auch schon Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen geschlagen.

Luise und Helena Wanser beim Training vor Mallorca. Foto: DSV/Lars Wehrmann

Die 22-jährige Steuerfrau und Jura-Studentin Luise Wanser und ihre eineinhalb Jahre jüngere Schwester Helena zählen zu den größten Talenten im Hamburger NRV Olympic Team. Die Junioren-Weltmeisterinnen und Vize-Europameisterinnen 2019 sind mit 58 und 56 Kilogramm Leichtgewichte, was ihre seglerischen Stärken und Schwächen gut erklärt.

Ihre Vorbilder sind die australischen 470er-Überflieger, Weltmeister und Olympiasieger Mathew Belcher und Will Ryan. Luise und Helena Wanser sind im Alter von elf Jahren im Opti auf der Hamburger Außenalster in den Segelsport eingestiegen. Nach Schulschluss ging es mit der Fähre über die Alster zum Training. Die Schwestern nennen die NRV-Trainer Toni Schmatz, Klaas Höpcke und Club-Manager Klaus Lahme als ihre wichtigsten Ausbilder und Förderer im Heimverein.

Seit 2015 trainiert das Duo beim Junioren-Bundestrainer der 470er Ulf Lehmann am Bundesstützpunkt Nachwuchs in Warnemünde. Helena, die Mitglied der Sportfördergruppe in Mecklenburg-Vorpommern ist, beschreibt ihre Leidenschaft für den Segelsport mit dessen enger Verbundenheit zur Natur und den immer wieder neuen Herausforderungen, Luise sagt: „Der Segelsport ist spritzig und frisch.“ So wie die beiden in Essen und Ratingen geborenen Sportlerinnen selbst. Den 470er schätzen die Wansers, „weil er taktisch und technisch extrem anspruchsvoll ist“ (Helena). Gefordert seien, so Luise, Cleverness und Ausdauer.

Für das noch junge norddeutsche Duo kommen die Olympischen Spiele 2020 früh, denn die Crew befindet sich noch im Übergang zwischen Junioren- und Seniorenbereich. Doch nach ihren jüngsten Erfolgen wollen sich Luise und Helena Wanser die Chance nicht entgehen lassen, bei der nationalen Ausscheidung im 470er der Frauen mitzumischen. Die Teilnahme an Olympischen Spielen, so erklärt Luise Wanser, würde „einen Kindheitstraum erfüllen“ und „die harte Arbeit belohnen“.

„Wir sind Leichtwind-Freaks“

Erklärtes Ziel der beiden jungen Top-Seglerinnen ist es, bei Olympischen Spielen eine Medaille für Deutschland zu gewinnen. Nicht nur Klaus Lahme bescheinigt ihnen ein enormes Potenzial. Er sagt: „Die beiden sind bei Leichtwind absolute Weltklasse, bei mehr Wind fehlt es noch etwas an Gewicht.“ Helena bringt es noch kürzer auf den Punkt: „Wir sind Leichtwind-Freaks.“ Bewiesen haben die Wansers das unter anderem im April 2019, als sie beim Regatta-Klassiker Trofeo Princesa Sofía an einem leichtwindigen Tag zwei Wettfahrtsiege in Folge einfuhren und dabei die komplette internationalen 470er-Frauenflotte stehen ließen.

Das war ein denkwürdiger Tag in der Karriere der jungen Frauen, an dem ihnen klar wurde, dass da künftig auch olympisch was gehen könnte. Aber sie wissen, dass sie ihre Allround-Qualitäten ausbauen müssen, wenn sie sich in der Weltspitze etablieren wollen. Entsprechend ringt die Crew aktuell intensiv um das, was viele andere Menschen lieber vermeiden: mehr Körpergewicht. Nur so können die Athletinnen ihre noch vorhandene Starkwind-Schwäche bekämpfen.

Bei der IDM 2019 auf dem Wannsee wurden die Wansers bestes deutsches 470er-Team. Foto: Sören Hese

Entspannung findet Luise Wanser abseits vom Segelsport am liebsten beim Schwimmen oder Surfen im Sonnenschein. Ihre Schwester Helena mag „Musik und gute Gespräche“, steht musikalisch auf „spanische Aufmunterungen“. Luises Lebensmotto erklärt, warum diese Crew auf dem Wasser wie an Land meist einen fröhlichen und lebensbejahenden Eindruck hinterlässt: „Genieße den Moment, denn der ist einmalig.“

Das Olympiarevier haben die Wansers in diesem Sommer beim Weltcup in der Sagami-Bucht bereits kennengelernt. Helena beschreibt es als intensive Herausforderung: „Es ist höchst anspruchsvoll, extrem wechselhaft und dann noch sehr wellig, weil es ein offenes Revier ist.“ Was den Hanseatinnen liegt, wie Luise unterstreicht: „Wir mögen Welle und lieben es, wenn es heiß ist.“

Beim Medaillentipp für den Einsatz des German Sailing Teams bei den Olympischen Spielen 2020 in Japan sind sich die Schwestern ausnahmsweise einmal nicht einig: Luise tippt auf einmal Edelmetall, Helena optimistisch auf drei Medaillen.

Steckbrief Luise Wanser

Position: Steuerfrau

Bootsklasse: 470er Frauen

Geboren: 7. Juni 1997

Geburtsort: Essen

Wohnort: Hamburg/Rostock

Verein: Norddeutscher Regatta Verein

Trainer: Ulf Lehmann

Als Crew in einem Boot seit: 2013

Größe: 1,70 Meter

Gewicht: 58 Kilogramm

Beruf: Studentin der Rechtswissenschaften

Sponsoren und Partner: NRV Olympic Team, Maui Jim

Steckbrief Helena Wanser

Position: Vorschoterin

Bootsklasse: 470er Frauen

Geboren: 16. Januar 1999

Geburtsort: Ratingen

Wohnort: Rostock

Verein: Norddeutscher Regatta Verein

Trainer: Ulf Lehmann

Als Crew in einem Boot seit: 2013

Größe: 1,72 Meter

Gewicht: 56 Kilogramm

Beruf: Mitglied der Sportfördergruppe der Polizei Mecklenburg-Vorpommern

Sponsoren und Partner: NRV Olympic Team, Maui Jim