Kitesurfer Jannis Maus sichert bei der EM siebten olympischen Nationenstartplatz für den DSV

Jannis Maus ist bei der Europameisterschaft der olympischen Kitesurfer vor Portsmouth ein Coup gelungen: Der 27-jährige Oldenburger hat als Vierter zwar den Sprung aufs EM-Podest knapp verpasst, dafür aber den wichtigen Nationenstartplatz für die deutschen Kiter bei Olympia 2024 gesichert. „Hätte man mich vor der EM gefragt, ob ich lieber die Medaille oder den Nationenstartplatz will, hätte ich den Nationenstartplatz gewählt“, sagte der Athlet vom Verein Cuxkiters.

Voller Fokus: Jannis Maus sicherte mit couragierten Starts, sehr gutem Speed und starken Nerven das Nationenticket für die deutschen Kite-Männer. Foto: Lloyd Images
Voller Fokus: Jannis Maus sicherte mit couragierten Starts, sehr gutem Speed und starken Nerven das Nationenticket für die deutschen Kite-Männer. Foto: Lloyd Images

Nach der Vergabe der ersten 50 Prozent der Nationenstartplätze in allen zehn olympischen Segeldisziplinen bei der WM in Den Haag gab es für die Kiter bei ihren europäischen Titelkämpfen nur einen weiteren Nationenstartplatz zu holen. Viele gingen davon aus, dass der favorisierte Brite Connor Bainbridge das Rennen machen würde. „Er platziert sich regelmäßig in den Top-Drei. Es war schon ungewöhnlich, dass er das Ticket nicht gleich in Den Haag gesichert hat. Ich hätte vor der EM nicht gedacht, dass ich ihn in seinem Heimatrevier schlagen kann“, beschrieb Jannis Maus die EM-Herausforderung.

„Ich freue mich extrem, dass wir unser Ziel hier umsetzen konnten“ – Trainer Jan Hauke Erichsen

Die EM-Top Ten der Männer. Jannis Maus (ganz links) wurde Vierter, der favorisierte Brite Connor Bainbridge Fünfter. Foto: Lloyd Images
Die EM-Top Ten der Männer. Jannis Maus (ganz links) wurde Vierter, der favorisierte Brite Connor Bainbridge Fünfter. Foto: Lloyd Images

Mit sehr guten Starts und gutem Speed sowie drei Siegen im Halbfinale zog Jannis Maus dann aber nervenstark und souverän ins Finale ein. Im anderen Halbfinale dagegen zeigte der Brite Nerven und scheiterte am Finaleinzug. Damit war die Entscheidung gefallen, denn alle weiteren EM-Finalisten hatten den Nationenstartplätz für ihre Länder bereits geholt. „Es ist einfach mega!“, jubelte Jannis Maus, der sich auch bei Trainer Jan Hauke Erichsen bedankte: „Ich kann mir keinen besseren Coach vorstellen. Er kennt uns seit Jahren persönlich, war selbst Kiter. Ich erzähle immer gerne die Geschichte von der Deutschen Meisterschaft 2021: Da war ich Erster, Flo Zweiter und Jan Hauke Dritter.“

Aktuell sind diese Drei ein ehrgeiziges Trio mit olympischen Medaillenambitionen. Über den gesicherten Nationenplatz freute sich deshalb auch Florian Gruber vom Norddeutschen Regatta Verein. Der 29-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen war mit dem eigenen 15. EM-Platz weniger zufrieden, gratulierte aber Jannis Maus und ist mit ihm glücklich darüber, dass die anspruchsvolle Aufgabe zugunsten aller gelöst ist. So auch Jan Hauke Erichsen. Der Coach des German Sailing Teams vom Flensburger Segel-Club sagte: „Ich freue mich extrem, dass wir unser Ziel hier umsetzen konnten. Wir sind im Halbfinale als erste auf den größeren Kite gegangen. Jannis hat sein Halbfinale gewonnen, der Brite ist steckengeblieben und die Polen auch. Damit war es entschieden.“

EM-Erfolg als Wiedergutmachung

Die erfolgreichsten Kiter des German Sailing Teams können sich nun auf ihre nationale Ausscheidung konzentrieren. Die deutschen Kite-Männer werden auskämpfen, wer den Nationenstartplatz bei der olympischen Regatta 2024 vor Marseille besetzen und für Deutschland starten darf. Denn: Der gesicherte Nationenstartplatz bedeutet nicht automatisch auch die Qualifikation für den Athleten oder die Crew, die ihn gesichert hat. Das individuelle Ticket wird in der nationalen Ausscheidung und bei Erfüllung der Kriterien des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ersegelt.

Für Jannis Maus war die EM nach dem enttäuschenden 18. Platz bei der WM schon einen Monat später die ideale Wiedergutmachung. Er hatte in den vergangenen Wochen hart an seiner Ausrüstung und an seinen Starts gearbeitet. „Es war schön, dass ich bei der EM zeigen konnte, dass ich nicht dahin gehöre, wo ich bei der WM gelandet bin“, sagte er in Portsmouth. Dank seiner Leistung sind nun 70 Prozent der Nationenstartplätze für die Olympiaseglerinnen und -segler des Deutschen Segler-Verbands (DSV) erreicht. Nur die Skiffseglerinnen und -segler in den Bootsklassen 49er und 49erFX sowie die iQFOiL-Windsurferinnen kämpfen noch um ihr olympisches Startrecht.

Leonie Meyer in den Top-Ten

Leonie Meyer (Zweite von rechts) holte bei den Frauen EM-Platz neun. Foto: Lloyd Images
Leonie Meyer (Zweite von rechts) holte bei den Frauen EM-Platz neun. Foto: Lloyd Images

Leonie Meyer hatte den Nationenstartplatz für die deutschen Kiterinnen schon bei der Weltmeisterschaft gesichert. Die Medizinerin und Mutter erkämpfte bei der EM in britischen Gewässern Platz neun, schied erst im Halbfinale aus. National konkurrenzlos gut, ist mit der 30-jährigen Kielerin vom Norddeutschen Regatta Verein auf Kurs Marseille 2024 zu rechnen. Die EM-Titel der Kiter sicherten sich vor Portsmouth bei den Männern Ricardo Pianosi aus Italien und bei den Frauen die Britin Ellie Aldridge.

Hier geht es zu den Ergebnissen der Formula Kite-EM: https://www.formulakite.org/2023europeans