„Ganz viel Dankbarkeit“: Das sagen die 470er-Crews nach der WM

Mit dem Weltmeistertitel und dem Gewinn der Nations Trophy blickt das German Sailing Team auf eine sensationell erfolgreiche 470er-WM zurück. Wir haben unsere Mixed-Teams gefragt: Wie habt ihr die Woche erlebt und wie geht es nun für euch weiter? Steuermann Simon Diesch gewährt außerdem einen Einblick, was Mixed-Teams stark macht.

„Wir planen die nächsten Schritte in Richtung Gold 2024“

Luise Wanser und Philipp Autenrieth
Foto: Amit Shisel

Luise Wanser und Philipp Autenrieth hatten schon vor dem Medal Race ihren WM-Titel sicher. Für die Steuerfrau und Olympia-Sechste 2021 fühlte sich der Titelgewinn zuerst irreal an, dann kam die unbändige Freude. Sie berichtet: 

Ich war nach der WM noch einige Zeit in Israel und habe einfach so richtig das Leben genossen – einmal nicht Sportlerin sein! Israel ist so ein schönes Land, ich hatte eine tolle Zeit. Und konnte auch langsam reflektieren, was da passiert ist. Ich verspüre ganz viel Dankbarkeit für die Menschen, die mich unterstützt haben, zu diesem Team zu kommen. Für mich ist es dieser Titel einfach ein Teamerfolg, ich würde nie sagen, dass ich alleine Weltmeisterin geworden bin.

Von Israel bin ich nach Spanien geflogen und habe dort meine Familie und die von Basti (Kördel, die Redaktion) getroffen. Zusammen haben wir unsere Weltmeistertitel gefeiert, waren Kart fahren und haben den Champion der Champions ausgefahren, uns diesen Titel hat meine Schwester Helena gewonnen. Jetzt ist Zeit für Uni, da will ich einen großen Schritt voran machen, damit ich ab Dezember wieder ins Training einsteigen kann.

Ich genieße gerade die Zeit mit meiner Familie. Wir reflektieren, wie die Saison war, wie wir die nächste Saison planen und was die nächsten Schritte sind in Richtung Gold 2024!“

„Wir beide teilen eine große Leidenschaft“

Simon Diesch und Anna Markfort
Foto: Amit Shisel

Simon Diesch und Anna Markfort sitzen weniger als ein halbes Jahr zusammen in einem Boot, holten bei der WM auf Anhieb den fünften Platz. Sogar ein Podiumsplatz war bis zum Medal Race noch drin. Simon Diesch nähert sich analytisch der Frage, was sein Team in kurzer Zeit so stark gemacht hat:

„Nach meinem Empfinden braucht es für die Kreation eines funktionierenden und potentiell erfolgreichen Teams in kurzer Zeit im Wesentlichen zwei Komponenten:

  1. bestehendes Level an individuellen Fähigkeiten, die wir beide in jahrelanger disziplinierter Arbeit im 470er erlernt haben. Zwar in unterschiedlichen Teamkonstellationen, aber doch in Bezug auf dieselbe Materie (470er).
  2. die beiden Persönlichkeiten müssen miteinander korrespondieren und kompatibel sein. Nur wenn sich eine Synergie entwickeln lässt und die jeweiligen Persönlichkeiten miteinander harmonieren, kann das Potenzial ausgeschöpft werden. Dieser Weg mag bei manchen Teams länger dauern, bei anderen unmöglich sein und bei wieder anderen auch sehr schnell gelingen. Anna und ich konnten schon in kurzer Zeit ansehnliche Teamleistungen erbringen – auch wenn wir noch lange nicht bei dem sind, was als blindes Verständnis bezeichnet werden kann (was auf eine weitere Entwicklung hoffen lässt).“

Vorschoterin Anna Markfort: „Dem habe ich nicht viel hinzuzufügen. Bereits in den letzten Jahren haben Simon, sein ehemaliger Vorschoter Philipp und ich viel Zeit miteinander verbracht, uns Unterkünfte bei Wettkämpfen und Trainings geteilt. Somit kannten Simon und ich uns schon recht gut, bevor wir zusammen aufs Boot gestiegen sind. Natürlich ist das Verhalten auf dem Boot noch einmal anders und man muss sich in der Umgebung kennenlernen. Wir haben ein sehr ähnliches Gefühl für das Boot, für die Technik, wie wir das Boot fahren und für Kommunikation. Das hat den Einstieg enorm erleichtert und bildet eine solide Grundlage für die spezifische Arbeit der nächsten Monate, wo wir an Feinheiten arbeiten können und werden. Wir beide teilen eine große Leidenschaft und die enorme Freude am Segelsport. Das spiegelt sich in einer positiven Grundstimmung wider. Wir pushen uns gegenseitig und haben Spaß an der gemeinsamen Arbeit.“

„Wir wissen, dass das Ziel nicht weit weg ist“

Malte und Anastasiya Winkel
Foto: Felix Diemer

Malte und Anastasiya Winkel gaben im Medal Race alles, machten drei Plätze nach vorne gut. Vorschoterin Nastya Winkel:

„Wir sind mit dem sechsten Platz nicht absolut zufrieden, weil wir uns eine Medaille erhofft haben. Leider konnten wir bei der WM nicht unser volles Potenzial zeigen, unter anderem wegen eines Infekts im Vorfeld, durch den wir wertvolle Segelstunden verloren haben. Aber wir wissen, dass das Ziel nicht weit weg ist. Wir müssen nur mehr pushen, mehr arbeiten, und dann wird es schon. Ich bin in etwas mehr als einer Woche mit meiner Masterarbeit durch und Malte mit seinen Kursen an der Uni. Dann starten wir durch nach Italien ins Trainingslager. Wir sind sehr motiviert!“

„Es hat noch dieses Quäntchen gefehlt“

Theres Dahnke und Matti Cipra
Foto: Felix Diemer

Steuerfrau Theres Dahnke kam mit Vorschoter Matti Cipra in einem starken Endspurt auf Rang 15. Sie sagt:

„Die Woche war für uns nicht gerade einfach. Wir konnten zwar sehr konstante Ergebnisse fahren und hatten auch keine Proteste oder Materialschäden, aber trotzdem hat da meist noch dieses Quäntchen gefehlt, was uns nach ganz vorne gespült hätte im Feld. Im Endeffekt haben wir uns im Verlauf der Regatta langsam immer weiter vorgekämpft, aber unser Ziel ins Medal Race einzuziehen, konnten wir leider nicht erreichen.

Dennoch war es ein tolles Erlebnis, unsere Trainingsgruppe während des Medal Race auf dem Wasser anzufeuern! Die Begrüßung unserer Weltmeister nach dem Medal Race war überwältigend und auch die Siegerehrung war toll. Die deutsche Hymne zu hören, ist immer wieder etwas Besonderes.“

„Hochkarätig besetzte Silberfleet“

Theresa Löffler und Christopher Hoerr
Foto: Amit Shisel

Theresa Löffler und Christopher Hoerr belegten bei der WM den 33. Platz. Vorschoter Christo Hoerr berichtet: 

„Das Verpassen der Goldfleet war sehr ärgerlich für uns. Umso mehr hat es uns dann gefreut, dass wir im Silberfleet die beste Serie der 30 Boote hinlegen konnten und uns so auf den dritten Platz in Silber vorarbeiten konnten. Natürlich hätten wir uns lieber im Gold Fleet mit der Weltspitze gematched, aber auch das Silber Fleet war mit mehreren ehemaligen Olympia-Teilnehmern hochkarätig besetzt und wir haben gezeigt, dass wir dort konstant vorne fahren können.

Den November nutzen wir erstmal daheim für Uni und Erholung. Im Dezember geht es dann voraussichtlich in Italien wieder weiter.“