Hannah Anderssohn wird EM-Sechste im ILCA 6

Nach langer Verletzungspause segelte Hannah Anderssohn bei der Europameisterschaft im ILCA 6 (ehemals Laser Radial) im bulgarischen Varna in die Top Ten. Die Jugend-Weltmeisterin von 2017 war überglücklich und auch etwas überrascht über ihre Platzierung, denn mit ihren Kräften muss sie noch immer haushalten.

Hannah Anderssohn bei der Laser-EM in Varna
Hannah Anderssohn in Varna: Die Kombination aus Energie-Management und der richtigen Strategie für die schwierigen Windbedingungen ist aufgegangen. Foto: regata.com

„Es geht wieder, ich habe das Segeln nicht verlernt“ – mit dieser beglückenden Erkenntnis reiste Hannah Anderssohn vom Schwarzen Meer zurück an die Ostseeküste. Hinter der Steuerfrau vom Warnemünder Segel-Club liegt eine seglerische Durststrecke mit mehreren Verletzungen, OPs und langwieriger Reha.

Entsprechen offen waren die Erwartungen vor der EM in Bulgarien. Anfangs sei nicht klar gewesen, ob sie tatsächlich alle Wettfahrten segeln könne, so Hannah Anderssohn, denn nach einer Bauch-Operation im Mai hätte sie noch nicht voll ins strukturierte Wassertraining einsteigen können. Doch gemeinsam mit dem neuen ILCA 6-Bundestrainer Maurice Pardekooper entwickelte die Seglerin für sich ein effektives „Energie-Management“, das es ihr erlaubte, auch während der Rennen immer wieder neue Kraft zu schöpfen. Beim Start beispielsweise müsse viel Energie aufgewendet werden, um sich freizusegeln, so die Steuerfrau; danach könne man den Körper wieder etwas schonen und den Puls herunterbringen.

„Maurice hat sich das ganz genau angesehen und auch manchmal die Reißleine gezogen, wenn ich mich überanstrengt habe“, berichtet Hannah Anderssohn über die von Beginn an gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Niederländer. Gemeinsam mit Pardekooper entwickelte die Seglerin zudem eine Strategie für die schwierigen, inkonsistenten Windbedingungen auf dem Schwarzen Meer. Kombiniert mit Anderssohns Starttechnik stimmte das Gesamtpaket für eine Top Ten-Leistung im Feld der ILCA 6-Seniorinnen.

Julia Büsselberg vom Verein Seglerhaus am Wannsee kam als zweitbeste Deutsche auf den 29. Platz. Die deutschen ILCA 6-Frauen bereiten sich nun auf die Weltmeisterschaft vor, die im November im Oman stattfindet.

Im ILCA 7 (ehemals Laser Standard) wurde Nik Aron Willim vom Norddeutschen Regatta Verein in Abwesenheit von Olympiateilnehmer Philipp Buhl bester Deutscher. Der 24-Jährige kam auf den 26. Platz.

ILCA-EM in Varna – Platzierungen

ILCA 7 (ehemals Laser Standard)

1. Michael Beckett (Großbritannien)
2. Filip Jurisic (Kroatien)
3. Benjamin Vadnai (Ungarn)
26. Nik Aron Willim (Norddeutscher Regatta Verein)

ILCA 6 (ehemals Laser Radial)

1. Agata Barwinska (Polen)
2. Maxime Jonker (Niederlande)
3. Vasileia Karachaliou (Griechenland)
6. Hannah Anderssohn (Warnemünder Segel-Club)
29. Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee)