Medaille verpasst, Selbstbewusstsein und Punkte für die Olympia-Ausscheidung gewonnen: Ilca-7-Steuermann Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein/Segelclub Alpsee-Immenstadt) hat die Weltmeisterschaft im australischen Revier von Adelaide mit positiver Bilanz beendet. Der 34-jährige Weltmeister von 2020 verpasste zwar das Podium, konnte aber mit Platz vier nach herausragendem WM-Einstieg, einem Patzer zur Halbzeit und sehr konzentrierter Endspurt-Leistung zeigen, dass er zu Beginn des Olympiajahres zu den Medaillenhoffnungsträgern zählen könnte.
Starkes WM-Comeback für Philipp Buhl
„Das ist ein sehr starkes Ergebnis von Philipp, ein sehr guter Einstieg ins Olympiajahr. Damit hat er seinen Hut für die Spiele in den Ring geworfen“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner. Wie Buhl selbst, hatte auch die Sportdirektorin im vergangenen Jahr beobachten müssen, dass Buhl sein Leistungsvermögen nicht immer hatte voll abrufen können. „Die Puzzleteile waren da, aber manchmal etwas verkantet. Jetzt hat er sich eindrucksvoll zurückgemeldet“, sagte Nadine Stegenwalner.
Buhl selbst zog nach zehn WM-Rennen und dem Medaillenfinale positiv Bilanz. Deutschlands bester Ilca-7-Segler hat bei der WM nicht nur zwei Rennsiege gefeiert, sondern nach dem Patzer im sechsten Rennen unter der Last eines hohen Streichers auch gezeigt, dass er im Schlussspurt in den Top-Ten nervenstark agieren kann.
Buhl baut Vorsprung im Duell ums Olympia-Ticket aus
Philipp Buhl sagte: „Ich bin zufrieden mit dem Gesamtergebnis, da ich mit der Olympia-Ausscheidung und dem schlechten Tag drei zwischenzeitlich andere Sorgen hatte als ums Podium zu fahren. Die Konzentration in der zweiten Regattahälfte nach dem 38. Platz aufgrund einer knapp verpassten Layline an der Luvmarke mit Halse, Kollision und zwei Strafkringeln war wirklich gut.“
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Buhl sein Startrisiko für die Finalserie bei nur einem erlaubten WM-Streicher „deutlich herunterschrauben“ musste, fliegt Buhl sogar „sehr zufrieden“ nach Hause. In der laufenden Olympia-Ausscheidung konnte der Allgäuer seinen Vorsprung vor Teamkamerad Nik Aaron Willim (Norddeutscher Regatta Verein) ausbauen. Im Duell um nur eine Ilca-7-Fahrkarte zu den Olympischen Spielen steht es nach zwei von drei Ausscheidungsregatten 26:12 für Buhl.
„Die Zusammenarbeit und der Umgang zwischen Nik und mir war in den letzten sechs Monaten sehr respektvoll und fair“
In Sicherheit wiegt sich Buhl deswegen aber vor der finalen Entscheidung bei der Trofeo Princesa Sofía Anfang April vor Mallorca nicht. Nik Willim hat bei der WM in Down Under mit Platz 14 gezeigt, dass er dranbleibt. „Ich stelle keine unnötig frühen Prognosen an. Ich traue Nik Top-Drei-Platzierungen zu“, sagte Buhl. Auch DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner lobte: „Nik hat eine tolle WM bestritten. Philipp hat sich ein gutes Punktepolster verschafft, aber die finale Entscheidung der Ausscheidung fällt bei der Trofeo Princesa Sofía.“
Philipp Buhl dankte in Adelaide dem sieben Jahre jüngeren Trainingspartner und Rivalen Nik Willim für die gute gemeinsame Trainingsarbeit: „Die Zusammenarbeit und der Umgang zwischen Nik und mir war in den letzten sechs Monaten sehr respektvoll und fair. Das schätze ich sehr! Die Tatsache, dass ich ein starkes Augenmerk auf ihn richten muss, zeigt, dass er einen großen Sprung gemacht hat und an der Weltspitze kratzt. Ich freue mich über ein paar Punkte, die ich auf Nik gewinnen konnte. Aber ich freue mich auch über seinen starken 14. Platz bei dieser WM.“
Nik Willim sagte: „Ich bin auf dem richtigen Weg und habe das beste WM-Ergebnis meiner Karriere erreicht. Ich hatte zwar auf eine Top-Ten-Platzierung gehofft, war aber bei fünf Tagen Ballermann auch an meinen physischen Grenzen.“ Mit Blick auf die letzte Ausscheidungsregatta vor Mallorca sagte Nik Willim: „Ich bin bei mittleren Winden extrem schnell. Wenn Philipp sich dort Fehler erlaubt und ich extrem gut bin, ist immer noch einiges möglich.“
Zur gemeinsamen Trainingsarbeit mit Philipp Buhl in Regie von DSV-Coach Alex Schlonski sagte Nik Willim: „Wir arbeiten die ganze Zeit komplett zusammen und holen das Beste heraus. Am Ende fährt der Bessere zu den Spielen. Das ist dann okay.“
Alex Schlonski: „Man muss erst die olympische Ausscheidung gewinnen, bevor man olympische Medaillen ins Visier nehmen kann“
Entsprechend gut kann Alex Schlonski mit den Ilca-7-Besten im German Sailing Team arbeiten. Sein WM-Fazit: „Natürlich will Philipp immer Medaillen gewinnen, wenn er bei Wettkämpfen startet. Hier aber ging die Ausscheidung vor, weshalb der vierte Platz sehr in Ordnung geht. Man muss erst die Ausscheidung gewinnen, bevor man olympische Medaillen ins Visier nehmen kann. Nik hatte hier einen schwarzen Tag, aber sein 14. Platz ist sehr gut. Der Druck war bei uns allen wie in einigen anderen Nationenteams hoch. Das Ergebnis ist unter diesen Bedingungen gut.“ Dazu beigetragen hat auch der Einsatz von Co-Trainer Andreas Geritzer, der dank Unterstützung des Heinz Nixdorf Vereins in Australien die jüngeren deutschen Ilca-7-Segler betreute.
Weltmeister wurde im Heimatrevier der australische Olympiasieger Matt Wearn vor Philipp Buhls Trainingspartner Hermann Tomasgaard aus Norwegen und dem Briten Michael Beckett. Philipp Buhl sagte: „Beckett und Wearn sind über die letzten 12 Monate klar die besten Spieler und einen Schritt voraus. Dass mein Freund und Trainingspartner Hermann die Party sprengen konnte, werde ich versuchen für uns zu nutzen.“
Optimistisch auf olympischem Kurs nach Marseille
Mit den WM-Leistungen der besten deutschen Ilca-7-Steuermänner steht die olympische Solodisziplin der Männer auf der Haben-Seite des German Sailing Teams auf Kurs Paris 2024. Nadine Stegenwalner sagt: „Die Klasse zählt zu den Medaillenhoffnungen für die olympische Regatta in Marseille.“
Hier geht es zu den Ergebnissen der Ilca-7-WM in Adelaide: https://jpvm.org/results/2024/ILCA_7/results.html
Fotos unserer Athletinnen und Athleten finden Sie hier: www.germansailingteam.de/pressebilder/zRbFfDfh3o