Endspurt auf der olympischen „Road to Marseille“

Das German Sailing Team startet in die heiße Phase: nationale Entscheidungen voraus!

Die Segelnationalmannschaft biegt mit dem Jahreswechsel auf die Zielgerade zu den Olympischen Spielen 2024 ein. Rund 660 Kilometer entfernt von Paris, wird die olympische Regatta vom 28. Juli bis zum 9. August in der Bucht von Marseille ausgetragen. Das German Sailing Team wird seine Besten auf Medaillenjagd schicken.

7 March 2023, German Sailing Team shooting, Mallorca 2023

330 internationale Athleten – je 165 Männer und Frauen – werden im französischen Revier vor Marseille in zehn Segeldisziplinen um 30 olympische Medaillen kämpfen. Das German Sailing Team hatte für den Olympia-Gipfel bis zum Jahreswechsel bereits sieben von zehn Nationenstartplätzen gesichert. Die Segelnationalmannschaft darf bislang Plätze in den Disziplinen Ilca 6, Ilca 7, 470er-Mixed, Nacra 17, iQFoil Windsurfen Männer sowie den Kite-Wettbewerben der Frauen und der Männer besetzen.

Die drei noch fehlenden Nationenstartplätze können bei der „Last Chance Regatta“ vom 18. bis 27. April 2024 vor Hyères ersegelt werden. Darauf hoffen Deutschlands Olympia-Kandidaten in den Klassen 49er, 49erFX und im iQFoil-Windsurfen der Frauen. Die Windsurferinnen haben zusätzlich bei ihrer WM die Chance, einen Nationenstartplatz zu holen.

Der Kampf ums Olympiaticket im Ilca 7: Philipp Buhl führt vor Nik Willim

In einigen Klassen haben die nationalen Ausscheidungsserien im Kampf um die individuellen Olympiatickets schon begonnen. Die deutschen Ilca-7-Männer waren mit der WM in Den Haag im Sommer 2023 in ihre dreiteilige Serie durchgestartet. Nach Platz zwölf dort führt mit Philipp Buhl (SCAI/NRV) der zweimalige Olympia-Teilnehmer und Weltmeister von 2020 die interne Wertung mit vier Punkten Vorsprung vor Vereinskamerad Nik Willim (NRV) an.

Deutschlands beste Einhand-Jollensegler setzen ihr Ringen ums Olympiaticket beim ersten Jahreshöhepunkt für die DSV-Flotte fort: Die Ilca 7 WM 2024 wird vom 26. bis 31. Januar im australischen Adelaide ausgetragen. Wer in Marseille um Medaillen kämpfen darf, entscheidet sich im Ilca 7 beim spanischen Mallorca-Klassiker Trofeo Princesa Sofía (30. März bis 6. April).

Das Drei-Stufen-Prinzip der Olympiaqualifikation

Für alle Olympia-Kandidaten gilt es, drei Grundvoraussetzungen für den Olympia-Start zu erfüllen: Der Nationenstartplatz muss gesichert sein. Die Kriterien zur Nominierung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) müssen erfüllt sein. Erst dann kann der individuelle Sieg in der nationalen Ausscheidung nach Marseille führen.

Darum kämpfen auch die Ilca-6-Seglerinnen, die den Nationenstartplatz bereits bei der WM 2023 gesichert hatten. Dort segelte Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) auf Platz 13. Welche deutsche Ilca-6-Steuerfrau den Platz in Marseille besetzen darf, entscheidet sich bei der WM in Argentinien (5. bis 10. Januar), der EM in Athen (18. bis 23. Februar) sowie der Trofeo Princesa Sofía.

Im Nacra 17 segeln Medaillen-Könner auf Kurs Marseille

Im Nacra 17 sind Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer in Deutschland konkurrenzlos gut. Die Olympia-Dritten von Japan haben vor den ins Visier genommenen dritten Spielen des Steuermanns und den zweiten der Vorschoterin bereits den Nationenstartplatz gesichert. Für das Erfolgs-Duo vom Kieler Yacht-Club gilt es, sich in die beste Ausgangsposition für die erneute Medaillenjagd zu bringen.

Wie die Mehrheit des German Sailing Teams, bereiten sich Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im Wintertraining vor Lanzarote auf Olympia vor. „Wir haben bereits bei zwei von drei Qualifikationswettbewerben gepunktet und alle Bedingungen erfüllt, um nur mit unserer Teilnahme am dritten Wettkampf im März vor Palma unsere Nominierung für die Olympischen Spiele abzusichern“, erklärt Steuermann Paul Kohlhoff.  Weiter sagte der 28-jährige Kieler: „Wir hoffen, im alles entscheidenden Winter auf Lanzarote noch offene Potenziale entfachen und uns optimal auf Marseille vorbereiten zu können.“

Deutsche Krimi-Ausscheidung im 470er-Mixed erwartet

Hochspannung verspricht die nationale Ausscheidung in der neuen olympischen Disziplin 470er-Mixed. Drei deutsche Top-Teams und weitere aufstrebende Crews kämpfen um die Besetzung des gesicherten Nationenstartplatzes. Zur Sache geht es bei der WM 2024 (26. Februar bis 3. März) vor Mallorca, der Trofeo Princesa Sofía und der EM (6. bis 12. Mai) in Cannes.

Um den Startplatz bei der olympischen 470er-Mixed-Premiere werden mit Luise Wanser und Philipp Autenrieth (NRV/Bayerischer Yacht-Club) die Weltmeister von 2022 kämpfen. Mit Anastasiya und Malte Winkel (NRV/Schweriner Yacht-Club) greifen die Silbermedaillengewinner der olympischen Testregatta von Marseille 2023 an. Und mit Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Joersfelder Segel-Club) sind die Vize-Europameister von 2023 dabei, wenn es um nur eine Olympiafahrkarte im 470er-Mixed geht. Weitere nachrückende Crews könnten eingreifen.

Malte Winkel: „In der Gruppe schenken wir uns nichts, haben aber auch viel Respekt voreinander“

Die rein deutsche 470er-Trainingsgruppe wird international um ihr hohes Niveau beneidet. „Es ist ein Privileg, dass wir hier mit sechs und manchmal auch mehr Teams und zwei Coaches trainieren können“, sagte Anna Markfort im Wintertraining auf Lanzarote.

„In der Gruppe schenken wir uns nichts, haben aber auch viel Respekt voreinander. Das macht unsere Gruppe stark und erfolgreich“, beschrieb Malte Winkel die Stimmung im Team kurz vor Ausscheidungsbeginn. „Ich wünsche mir, dass wir bis zum Ende fair miteinander segeln. Dann sollen die Besten fahren und gewinnen“, fasste Luise Wanser die Herausforderung des engen innerdeutschen Wettbewerbs auf höchstem Niveau zusammen.

Sebastian Kördel ist der Windsurf-Riese im iQFoil

Auf höchstem internationalen Niveau bildet der amtierende iQFoil-Vizeweltmeister Sebastian Kördel in Deutschland eine Klasse für sich. Mit WM-Gold 2022 und WM-Silber 2023 zählt der 32-jährige Windsurfer vom Norddeutschen Regatta Verein zu den erfolgreichsten Medaillenjägern der DSV-Flotte.

Bei seiner Premiere im neu-olympischen iQFoil will „Basti“ Kördel um Edelmetall kämpfen. Vorsichtig, aber selbstbewusst sagte der Windsurf-Riese nach der WM in Den Haag: „Ich denke schon, dass ich in Marseille zu den Top-Kandidaten im Kampf um eine Goldmedaille zählen werde. Auch, wenn bei uns immer viel passieren kann.“

Wo der Nationenstartplatz noch fehlt: iQFoil Frauen, 49er und 49erFX

Im neu-olympischen iQFoil der Frauen kämpft das German Sailing Team ebenso noch um den Nationenstartplatz wie die GER-Crews in den Skiff-Disziplinen 49er (Männer) und 49erFX (Frauen). Sollte der Platz bei der „Last Chance Regatta“ gesichert werden können, stehen für die Windsurferinnen dieselben drei nationalen Ausscheidungsregatten auf dem Programm wie für die iQFoil-Männer: die WM 2024 in Lanzarote, die Trofeo Princesa Sofía und die iQGames in Cadiz.

Für 49er und 49erFX zählte in der nationalen Ausscheidung bereits die EM 2023 in Vilamoura. Dazu kommen WM und Trofeo Princesa Sofía im neuen Jahr.

Ihre Nationenstartplätze gesichert haben die deutschen Formula-Kiter sowohl für die Männer als auch die Frauen. Während Leonie Meyer (NRV) vor der Olympia-Premiere der Kiter in Deutschland eine eigene Leistungsspitze bildet, ringen bei den Männern zwei miteinander trainierende Top-Athleten um nur eine Fahrkarte nach Marseille: Jannis Maus (Cuxkiters e.V.) und Florian Gruber (NRV).

Kiter mit gesicherten Nationenstartplätzen auf Kurs Marseille

Die nationale Ausscheidungsserie für die Kite-Männer wird bei der EM 2024 im in Murcia (Spanien), der Trofeo Princesa Sofía und der WM 2024 vor Hyères ausgetragen. Bei den Frauen hatte die Ausscheidung, in der Top-Kiterin Leonie Meyer die Olympianorm bestätigen will, bereits mit der EM 2023 begonnen. Sie wird 2024 wie bei den Männern mit dem Spanien-Klassiker vor Mallorca fortgesetzt und endet mit der WM.

Für alle Disziplinen gilt: Am Ende der vorolympischen Ausscheidungsserien wird der DSV die bestplatzierten deutschen Crews, denen auch die Erfüllung der DOSB-Norm gelungen ist, dem Deutschen Olympischen Sportbund zur Nominierung für die Olympischen Spiele 2024 vorschlagen.

Der Saisonhöhepunkt 2024: die Olympia-Regatta vor Marseille

„Idealerweise wollen wir in Marseille alle zehn olympischen Disziplinen besetzen, um maximal viele Chancen zu schaffen. Unsere Sportlerinnen und Sportler kämpfen mit ihren Coaches und Trainerinnen darum. Wir wünschen allen deutschen Seglerinnen und Seglern viel Erfolg im beginnenden Olympiajahr“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner zum Jahreswechsel. Die olympische Regatta wird vom 28. Juli bis zum 9. August in der Bucht von Marseille ausgetragen.