Im Portrait: Frederike Loewe und Anna Markfort (470er Frauen)

Sie segeln seit sieben Jahren in einem Boot, jagen ihren Kindheitstraum und glauben an ihre olympische Chance: Frederike Loewe und Anna Markfort sind zu Saisonbeginn im Olympiajahr die Favoritinnen im nationalen Ringen um nur eine Olympia-Fahrkarte nach Japan im 470er der Frauen.

Frederike Loewe Anne Markfort
„Unsere größte Stärke als Team ist, dass wir schon einiges miteinander durchgemacht haben, aber immer bis zum Ende kämpfen.“ Foto: DSV/Lars Wehrmann

Wie die gesamte 470er-Welt, haben auch die Berlinerinnen in Zeiten der Corona-Pandemie seit mehr als eineinhalb Jahren keinen großen Wettbewerb mehr bestritten. Ihr fulminanter Sieg beim Weltcup vor Miami 2019 ist aber noch in bester Erinnerung. Und es waren auch Loewe und Markfort, die im Sommer 2019 mit ihrer WM-Leistung den deutschen Olympia-Startplatz in der Zweihandjolle für Frauen sichern konnten. Jetzt geht es bei der 470er-Weltmeisterschaft ab 8. März vor Vilamoura darum, welche der deutschen Damen-Crews ihn besetzen darf.

Wenn die ersten WM-Startschüsse fallen, geht es für vier deutsche Duos um nur eine Olympiafahrkarte. Da ursprünglich weitere vorgesehene Ausscheidungsregatten wie die französische Olympia-Woche vor Hyères im April von den Veranstaltern bereits abgesagt werden mussten, ist nun das WM-Ergebnis ausschlaggebend im Ringen um das Enoshima-Ticket. Darum kämpfen als Kaderseglerinnen im German Sailing Team neben Frederike Loewe/Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club) auch Theres Dahnke/Birte Winkel (Plauer Wassersportverein/Schweriner Yacht-Club) sowie die erfahrenen Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (Deutscher Touring Yacht-Club) und die neu formierte Crew Luise Wanser/Anastasiya Winkel (Norddeutscher Regatta Verein), die sich in Eigenregie auf den WM-Gipfel vorbereitet haben.

Loewe/Markfort vor dem WM-Gipfel: „Wir haben wirklich geackert“

Frederiek Loewe und Anna Markfort
Frederike Loewe und Anna Markfort: „An Olympischen Spielen teilzunehmen, bedeutet jahrelang harte Arbeit, Tränen, Schweiß und tolle Erfahrungen.“ Foto. DSV/Lars Wehrmann

Frederike Loewe und Anna Markfort wollen die Enoshima-Hürde als Top-Crew im German Sailing Team mit Erfahrung, Ehrgeiz und Allround-Qualitäten nehmen. „Wir gehen positiv in die WM“, sagt Frederike „Fredi“ Loewe, „wir haben im Training gesehen, dass wir gut dastehen. Wir haben wirklich geackert, waren fast durchgehend in Trainingslagern mit viel Wasser- und viel Athletik-Training.“ Die Zusammenarbeit mit ihrem neuen DSV-Trainer Steve Lovegrove hat das Duo zusätzlich beflügelt. Frederike Loewe sagt: „Seine ruhige, strukturierte und fokussierte Arbeitsweise kommt uns sehr entgegen.“

Die Steuerfrau blickt auf eine klassische Segelsportkarriere zurück, ist mit sieben Jahren im Opti auf Dahme und Müggelsee durchgestartet. Trainer Björn Glawe und der regattaerfahrene Vater waren wichtige Motivatoren und Lehrer. Eher ungewöhnlich verlief der Segelkurs von Vorschoterin Anna Markfort. Als Siebenjährige nahm sie, initiiert vom Opa, an einem Opti-Camp auf dem Aasee teil, fand aber keinen Gefallen am Sport in Wind und Wellen. Erst acht Jahre später entdeckte sie als Teenagerin im 420er auf dem Tegeler See und auch vor Warnemünde ihre große Leidenschaft für den Segelsport. Viel zu verdanken habe sie Friedrich Gebert vom heimatlichen Joersfelder Segel-Club: „Er hat meine Schwester Greta beim Umstieg in den 420er begleitet und ihr geraten mit mir zu segeln. Daraufhin hat er uns neben seiner eigenen 470er-Kampagne ein halbes Jahr begleitet und trainiert, bis wir in den Berliner Kader aufgenommen wurden.“ Der Großvater war ein wichtiger Mentor für seine Enkelin Anna, erklärte ihr als Ingenieur das Segeln aus physikalischer Sicht. Als Crew fanden Loewe und Markfort 2014 zusammen.

 „Olympische Spiele bedeuten mir alles“

Strom, Schwell undschöne Surfwellen im olympischen Revier 2020. Foto: DSV/Wecamz
Strom, Schwell und schöne Surfwellen im olympischen Revier 2020. Foto: DSV/Wecamz

Die Pharmazie-Studentin Loewe und die Sportsoldatin und Pädagogik- und Anglistik-Studentin Markfort bilden eine schlagkräftige Einheit, in die Steuerfrau Loewe ihren Ehrgeiz, ihren Perfektionismus und ihren Kampfgeist einbringt. Loewe sagt: „Unsere größte Stärke als Team ist, dass wir schon einiges miteinander durchgemacht haben, aber immer bis zum Ende kämpfen.“ Wozu ihr Lebensmotto „Der Weg ist das Ziel“ gut passt. Mit mangelnder Zielstrebigkeit allerdings sollte ihr Credo aber nicht verwechselt werden. Olympisch ist Loewe entschlossen: „Olympische Spiele bedeuten mir alles. Sie sind mein Kindheitstraum. An Olympischen Spielen teilzunehmen, bedeutet jahrelang harte Arbeit, Tränen, Schweiß und tolle Erfahrungen. Ich möchte alles auf den Punkt bringen, was ich kann und eine Medaille holen.“

„Der 470er bietet große technische und taktische Herausforderungen“

Auch für Ausdauer-Talent und Teamplayerin Anna Markfort sind die Spiele „ein großer Lebenstraum, eine Belohnung für jahrelange harte Arbeit und das Zurückstecken in anderen Bereichen außerhalb des Sports“. Das gelte nicht nur für sie selbst, sondern auch die Familie und Freunde, die „viel auf mich verzichten müssen, aber immer hinter mir stehen“.

Fasziniert sind beide Top-Seglerinnen von ihrer 470er-Jolle. Anna Markfort erklärt: „Der 470er ist noch eine der alten und damit klassischen Bootsklassen. Er bietet neben dem athletischen Aspekt vor allem große technische und taktische Herausforderungen. Durch die vielen Trimm-Möglichkeiten und den verhältnismäßig langsamen Bootsspeed spielen Taktik und Strategie im 470er eine deutlich größere Rolle als in den schnelleren Bootsklassen.“ Den Segelsport selbst beschreibt Markfort als „Herausforderung und gleichzeitig Lebensgefühl, das mich erfüllt“.

Das Olympiarevier, in dem Loewe und Markfort im Sommer gerne um eine Medaille kämpfen möchten, käme den Hauptstadt-Seglerinnen mit Allround-Qualitäten im Falle ihrer Qualifikation entgegen. „Es ist ein vielseitiges Revier mit den Herausforderungen Strom und Schwell. Es liegt uns, weil wir mit allen Bedingungen gut zurechtkommen“, konstatiert Loewe. Bei ihren Medaillentipps für das German Sailing Team für die olympische Regatta 2020 liegen die Vize-Europameisterinnen von 2018 nah beieinander: Auf zwei bis drei tippt die Steuerfrau, auf drei die Vorschoterin.

Steckbrief Frederike Loewe

Position: Steuerfrau

Bootsklasse: 470er

Geboren: 16. November 1993

Geburtsort: Berlin

Wohnort: Kiel

Verein: Verein Seglerhaus am Wannsee

Trainer: Steven Lovegrove

Als Crew in einem Boot seit: 2014

Größe: 1,67 Meter

Beruf: Studentin Pharmazie

Sponsoren und Partner: BLR Projektplan, Indus Holding AG

Steckbrief Anna Markfort

Position: Vorschoterin

Bootsklasse: 470er

Geboren: 2. Juli 1993

Geburtsort: Berlin

Wohnort: Kiel

Verein: Joersfelder Segel-Club, Verein Seglerhaus am Wannsee

Trainer: Steven Lovegrove

Als Crew in einem Boot seit: 2014

Größe: 1,84 Meter

Beruf: Sportsoldatin, Bachelor-Studentin Pädagogik und Anglistik

Sponsoren und Partner: Bundeswehr, Indus Holding AG, BLR Projektplanung, Deutsche Sporthilfe, VBKI Berlin